Ein Wohnzimmer mitten im Ort
SAILAUF (mg.) Wir nehmen Sie mit auf eine Reise durch charmante Wirtshäuser, die nicht nur durch ihre Geschichte, sondern auch durch ihre Einzigartigkeit glänzen. Der Untermain schmückt sich mit einer Reihe an Kultkneipen. Einmal im Monat wollen wir Ihnen die Geschichte hinter den urigen Gaststätten vorstellen. Den Anfang macht ein Gasthaus, das zwar als Kneipe gilt, aber heute eigentlich mehr als das ist: Der „Baddy“ in Sailauf. Eine Wirtschaft mit über 120 Jahren Geschichte, in der Tradition, Gemütlichkeit und die Liebe zur Gastlichkeit miteinander verschmelzen
In Sailauf gibt es einen Ort an dem die Zeit still zu stehen scheint, der aber dennoch mit Leben gefüllt ist. Das Gasthaus zum Ratskeller - oder wie die Einheimischen es nennen, „Baddy“. Dieses historische Wirtshaus liegt direkt gegenüber dem Rathaus und hat einen festen Platz im Herzen des Ortes. Das Gasthaus ist seit vier Generationen in Familienbesitz und wurde ursprünglich von Sebastian Sauer gegründet. „Sebastian war erst 19 Jahre alt, als er das Gebäude errichtete“, erzählt Katja Anders, die heutige Wirtin des Ratskellers. Sebastian ist der Großvater ihres Schwiegervaters. Der Name „Baddy“ geht auf ihn zurück - es war sein Spitzname. Die Wirtschaft war einst eine Schreinerei und die Wurzeln der handwerklichen Vergangenheit sind bis heute erkennbar. „Die Schreinerei war im Keller und viele der Materialien, die damals verwendet wurden, stammen aus einem kleinen Steinbruch hinter dem Rathaus. Sebastian hat das Grundstück von seinen Eltern bekommen und musste es zunächst trocknen, bevor er mit dem Bau beginnen konnte“, erzählt Katja. Über die Jahre hinweg hat sich das Gebäude immer wieder verändert, doch der ursprüngliche Charme ist geblieben. Eine der bemerkenswertesten Geschichten ist die der Kupfertheke. „Hier kommen manchmal 80-jährige Männer rein und erzählen, wie sie als Kinder an der Theke standen. Diese Anekdoten sind es, die unser Gasthaus so lebendig machen.“ Es sind die Geschichten der Generationen, die sich im Ratskeller wiederfinden, die ihn zu einem wahren Schmuckstück der Region machen.
Im Wandel der Zeit
Doch nicht nur die Geschichte des Gasthauses ist beeindruckend – sondern auch das, was Katja und ihr Mann Bernd Sauer heute daraus gemacht haben. 2010 hat sie mit ihrem Ehemann das Wirtshaus übernommen. „Wir wollten das Kulturgut des Ortes erhalten und das Gasthaus wieder mit Leben füllen.“ Heute ist der Ratskeller vor allem an zwei Tagen in der Woche geöffnet - donnerstags und freitags. Was als Café-Bistro begann, entwickelte sich schnell zu einem gemütlichen Treffpunkt für die Abendstunden - aber auch zu einer beliebten Location für private Feiern wie Geburtstage, Hochzeiten und Firmenfeiern. Neben dem familiären Ambiente bietet der Ratskeller auch ein besonderes kulturelles Programm. „Obwohl wir keine Bühne haben, spielen bei uns regelmäßig Musiker. Wir räumen einfach die Tische raus und schaffen Platz für die Künstler“, erzählt Katja. „Letztes Jahr wurde hier ein Zweipersonenstück aufgeführt, das war einfach gigantisch. Die Leute saßen wie bei denen im Wohnzimmer.“ Die Küche des Ratskellers spiegelt Katjas persönliche Geschichte wider. „Ich habe zehn Jahre in Frankreich gelebt und viele kulinarische Einflüsse mitgebracht“, erzählt sie. Doch das Gasthaus zum Ratskeller ist nicht nur wegen seiner kulinarischen Angebote beliebt. Es ist vor allem der Wohlfühlfaktor, der die Gäste immer wieder anzieht.