Ein Leben in Weiß-Blau
„Es war von Anfang an natürlich nicht so geplant, dass ich so lange bleibe“, so ein schmunzelnder Roberto Desch im PrimaSonntag-Interview. 2007 wechselte er von den Offenbacher Kickers in die U15 der Viktoria und ist seitdem nicht mehr aus dem Verein wegzudenken. Über 250 Spiele im Herrenbereich stehen heute zu Buche, die drittmeisten in der Geschichte des SVA. Vor ihm sind mit Daniel Cheron und Simon Schmidt zwei Spieler, die lange Weggefährten von Desch waren oder sogar noch sind. „Das ist vielleicht auch das Geheimnis, dass sich viele aus der Mannschaft so gut verstehen und die Bedingungen hier schätzen. Dadurch gibt es auch wenige Gründe, den Verein zu verlassen.“ Für „Robbie“, wie Desch in Mannschaftskreisen gerufen wird, soll die Anzahl an Einsätzen aber noch wachsen - der Mittelfeldmotor verlängerte seinen Vertrag kürzlich um ein weiteres Jahr – das 18. „In der Liga ist es die größte Herausforderung, den Beruf mit unter einen Hut zu bekommen. Das hat sich bei mir ganz gut eingespielt - trotz der Entfernung.“ Desch wohnt nämlich in Bad Orb, nahe seiner Heimat Mernes. Mehrmals die Woche nimmt der 31-Jährige also rund eineinhalb Stunden Autofahrt auf sich. „Für mich ist es nach wie vor eine Top-Adresse, deshalb ist es mir der Aufwand auch wert.“
Vom Blondschopf
zum Führungsspieler
Am 13.07.2013 gab Roberto Desch sein Debüt für die Herrenmannschaft von Viktoria Aschaffenburg. In der zweiten Halbzeit war es dann soweit: Ein junger Blondschopf stand an der Seitenlinie und machte sich bereit für seine ersten Minuten im Herrenbereich. Desch wurde in der 69. Minute beim Stand von 2:1 für den Gastgeber für Steffen Bachmann eingewechselt. „Es war natürlich etwas ganz Besonderes. Ich war das ganze Jahr über eigentlich bei der U23 und konnte mich über das Training empfehlen. Am letzten Spieltag wurde das dann auch belohnt.“ In den folgenden Jahren sollte sich Desch als absoluter Stammspieler etablieren. Meist war er dabei im zentralen Mittelfeld zuhause, auch wenn er von seinen Trainern oft dahin gestellt wurde, wo die Baustelle gerade am größten war. Desch erlebte in seinen Jahren am Schönbusch so gut wie alles: Abstiege, gefolgt von Wiederaufstiegen, eine 0:7-Niederlage gegen Greuther Fürth, den höchsten Sieg der Vereinsgeschichte im Bayernpokal gegen Regensburg und natürlich den verpassten Aufstieg in die dritte Liga. „Es waren wirklich mehrere Lebensabschnitte“, schwelgt Desch in Erinnerungen.
„Unverzichtbar!“
Wenn die Nr. 6 der Weiß-Blauen auf dem Rasen steht, können sich die SVA-Fans eines sicher sein: 90 Minuten Kampf. Desch ist zwar technisch begabt und ein Kreativkopf auf dem Platz, überzeugt aber vor allem durch seinen Willen und Kampfgeist. „Robbie ist nahezu unverzichtbar! Weil er genau die Tugenden verkörpert, für die die Viktoria steht. In jedem Training und in jedem Spiel haut er sich voll rein und gibt immer alles. Dazu ist er ein klasse Typ“, so SVA-Trainer Simon Goldhammer. Gerade in einer schweren Phase, wie sie die Viktoria gerade durchmacht, sind Spieler wie er immens wichtig für die Mannschaft. „Als erfahrener Spieler muss man da vorangehen. Dann überträgt sich das auch auf die jungen Spielern. So war es zumindest früher bei mir.“ Die vielen personellen Umbrüche auf den verschiedensten Ebenen des Vereins sowie die zahlreichen verletzungsbedingten Ausfälle, sind laut Desch die Gründe für die holprige Saison. Nichtsdestotrotz gibt er sich motiviert: „Wir versuchen einfach das Beste draus zu machen. Wenn wir alle Spieler zur Verfügung gehabt hätten, würden wir sicher nicht in dieser Situation stecken.“ Neben dem Platz und in der Kabine gilt Desch als aufgeschlossener, lockerer Typ. Er ist leidenschaftlicher Pizzabäcker und spielt gerne Karten, vor allem auf Auswärtsfahrten. „Für Desch ist die Viktoria schon immer ein „guter Treffpunkt“, wie lange das so bleiben wird, lässt er heute noch offen: „Ich habe jetzt keinen Karriereplan für die nächsten fünf Jahre im Fußball.“ Irgendwann wird sich auch das Kapitel Desch am Schönbusch schließen, doch bis dahin genießen Spieler und Verein die gemeinsame Zeit - und vielleicht wird die 20 ja auch noch vollgemacht.