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Ein Ankerpunkt für Generationen

19.01.2025, 08:00 Uhr in PrimaSonntag
KW03 Schiff

COLLENBERG (mg).Es ist eine Kneipe, wie sie im Buche steht: Das "Schiff" in Collenberg ist mehr als nur ein Lokal - es ist ein Stück Heimatgeschichte. Seit 1959 ankert die Wirtschaft fest im Ort und hat in all den Jahrzehnten so einiges erlebt. Hier wurden Karten gemischt, Geschichten erzählt, Lieder gesungen und Freundschaften fürs Leben geschlossen. Doch das "Schiff" ist mehr als Nostalgie: Es ist ein Symbol für Geselligkeit und Zusammenhalt.

Siggi Leibfried, ein Collenberger Original, erinnert sich noch gut an seine ersten Besuche im „Schiff“. Mit gerade mal zwölf Jahren zog es ihn 1969 in die Wirtschaft, damals unter der Führung von Alwis, einem ehemaligen Seemann. „Hier hat uns niemand diszipliniert“, erzählt er lachend. „Wir konnten Cola trinken, Karten spielen und sogar rauchen.“ Das Schiff war für die Jugend der 60er und 70er Jahre der Ort schlechthin. Die Geschichte des Lokals ist ebenso bewegend wie einzigartig. Der Name „Schiff“ stammt von Alwis, dessen Familie eine echte Schiffer-Dynastie war. „Das Schiff war der Mittelpunkt des Ortes“, erzählt Siggi. „Hier traf sich Jung und Alt, es war immer voll. Besonders an den Sonntags-Frühschoppen - die einen kamen aus der Kirche, die anderen waren schon vorher da.“ Zwischen Bierkrügen und Kartenspielen wurden Geschichten erzählt, die den Ort bis heute prägen.

Ein Ort der Erinnerungen
Legendär war auch die Wirtin Margot, die über 20 Jahre lang die Wirtschaft führte. Ihre Kochkünste und Gastfreundschaft machten das „Schiff“ zum zweiten Zuhause für viele. „Selbst nachts um zwei hat sie noch gekocht, wenn jemand hungrig vor der Tür stand“, sagt Siggi. Doch die Zeiten änderten sich. Die Industrie im Ort verschwand, die Kneipenkultur nahm ab. Das "Schiff", einst das Kommunikationszentrum von Collenberg, wurde ruhiger. Heute versucht ein neuer Pächter, die alte Seele des Lokals wiederzubeleben. „Das Schiff ist mehr als nur eine Kneipe“, sagt Siggi. „Es ist ein Ort, an dem Erinnerungen gemacht wurden und hoffentlich noch viele gemacht werden.“ Sein Sohn Tim, Jahrgang 1989, hat ebenfalls gute Zeiten im „Schiff“ erlebt. "Nach dem Spielen am Main gab es hier Burger oder Eis. Es war einfach ein schöner Treffpunkt." Mit seinem maritimen Charme und der bewegten Geschichte bleibt das „Schiff“ ein Anker für alle, die Collenberg lieben. Man darf gespannt sein, ob das Kultlokal noch einmal volle Fahrt aufnimmt - verdient hätte es die Kneipe allemal.