Droht uns wieder ein Dürre-Sommer?
BAYER. UNTERMAIN (mz).Hochsommerliche Temperaturen bereits im April. Teile Europas, insbesondere Spanien und Frankreich, hatten schon früh im Jahr mit einer Hitzewelle zu kämpfen. Doch jetzt ist auch unsere Region dran – auch hier steigt die Gefahr von Waldbränden. Seit diesem Wochenende finden am Untermain sogar wieder Beobachtungsflüge statt – ein Zeichen für die kommenden Dürre-Sommer? Wir haben den Deutschen Wetterdienst gefragt und uns bei Landwirten und Feuerwehr umgehört, wie sie sich auf die heißen Monate mit ihren Gefahren vorbereiten.
Welche fatalen Folgen lang anhaltende Dürre haben können, hat sich im vergangenen Jahr bei uns in der Region gezeigt. Fast täglich neue Waldbrände, braune Wiesen, vertrocknete Pflanzen und Aufrufe zum Wassersparen. 2022 hat uns austrocknen lassen! Besonders bemerkbar hat sich das bei unseren Feuerwehren gemacht, die fast täglich wegen Waldbränden ausrücken mussten. Für Martin Spilger, Kreisbrandrat im Landkreis Miltenberg, keine überraschende Entwicklung. „Eigentlich ist es nur die Fortsetzung einer Serie, die seit 2018 anhält.“ Deshalb haben die Miltenberger Feuerwehren auch schon reagiert, um sich auf die nächsten Sommer vorzubereiten - mit zusätzlicher Ausrüstung auch in den Bereichen Ausbildung und Alarmierungsplanung. „Unsere Ausbildung hat sich ganz klar verändert, Wald- und Vegetationsbrandbekämpfung haben mittlerweile einen viel höheren Stellenwert. Den Gefahren begegnen wir auch mit der Alarmierungsplanung. Gerade in einer Trockenphase breitet sich ein Brand rasend schnell aus, da geht es auch darum schnell, wasserführende Fahrzeuge sowie Personal zu alarmieren.“ Für Spilger steht fest: „Wir sind dieses Jahr deutlich besser auf den Sommer vorbereitet als noch vor fünf Jahren.“ Grund zur Entwarnung sei das aber keinesfalls. „Die unteren Schichten der Böden sind zwar noch feucht, doch wir sehen, dass die Oberfläche schon wieder sehr trocken ist. Im nördlichen Teil des Landkreises Miltenberg hatten wir diese Woche bereits die Waldbrandstufe 4.“
„Die Bewirtschaftung
wird sich ändern“
Auch Thomas Pörtner, Landwirt aus Alzenau, hat die Dürre in den vergangenen Jahren beschäftigt. „Am meisten hat man es natürlich bei den Sommerernten wie Mais gemerkt, auch bei den Rüben waren die Erträge wesentlich niedriger.“ Dieses Jahr hofft Pörtner auf Besserung an seinem Marienhof. „Bis hierhin können wir eigentlich zufrieden sein, die Kulturen wachsen gut. Klar ist aber auch: Wir müssen uns auf den Klimawandel weiter einstellen, die Bewirtschaftung wird sich ändern.“ Die Folgen: „Wir werden vom Maisanbau etwas zurückgehen, einfach aufgrund des Anbaurisikos im Sommer. Wir werden eine ganzjährige Bodenbedeckung haben, um Austrocknung zu minimieren. Und natürlich eine deutlich vielfältigere Fruchtfolge sowie kleinere Bewirtschaftungseinheiten. Alles auf eine Karte setzten - das geht nicht mehr!“
„Gute Voraussetzung…“
Doch wie sind die Prognosen für den Sommer 2023? Beim Deutschen Wetterdienst gibt es zumindest eine Trendprognose für die kommenden Monate. „Wir erwarten, dass der diesjährige Sommer etwas wärmer wird als das Mittel der vergangenen 30 Jahre“, sagt Andreas Friedrich vom Deutschen Wetterdienst. Er erwartet Temperaturen zwischen 0,5 und 1 Grad über den Durchschnittstemperaturen der letzten 30 Jahre. „Das ist nicht sehr spektakulär, die letzten Jahre waren zum Teil deutlich wärmer. Auch der Sommer 2022 war wie fast alle Sommer in diesem Jahrhundert zu warm.“ Ob und wann genau eine mögliche Hitzewelle ansteht, lässt sich aus der Prognose aber nicht ableiten. Hinzu kommt: „Niederschlag lässt sich deutlich schwieriger vorhersagen als die Temperatur. Ob uns wieder ein Dürresommer bevorsteht, lässt sich aktuell noch nicht sagen.“ Das bisherige Jahr hat es aber gut mit uns gemeint. „Das Frühjahr war sehr nass, wir hatten sogar den nassesten März seit 2001. Dadurch sind die Böden sehr gut gesättigt. Die Voraussetzungen, dass es dieses Jahr nicht erneut zu einer extremen Dürresituation kommt, sind gut.“