„Diese Hunde bekommen keine Chance“
ELSENFELD-EICHELSBACH (jm). Auch das Leben des Menschen besten Freund geht irgendwann zu Ende. In Elsenfeld-Eichelsbach hat es sich das Gnadendomizil am Sonnenberg zur Aufgabe gemacht den Lebensabend von Hunden so schön wie möglich zu gestalten. Jetzt droht den Ehrenamtlern und Vierbeinern allerdings das Aus. PrimaSonntag hat den Gnadenhof besucht.
„Das ist für mich kein Job, sondern eine Berufung.“ Margarete Hagauer-Weimer betreibt das „Gnadendomizil am Sonnenberg“ in Elsenfeld-Eichelsbach bereits seit 2007. „Ich engagiere mich im Tierschutz schon seit meiner Jugend“, erinnert sich die gebürtige Obernburgerin. „Das ist einfach mein Leben.“ Aktuell leben auf dem Gnadenhof 28 Hunde. „Wir nehmen alte, kranke, behinderte oder verhaltensauffällige Vierbeiner auf.“ Die Tiere kommen in der Regel aus Privathaushalten oder anderen Tierheimen. „Es sind alles Hunde, die woanders keine Chance haben und hier ihren Lebensabend verbringen.“ Die Arbeit beginnt morgens schon um sieben Uhr und endet gegen 23 Uhr. „Außer jemand braucht Intensivpflege, dann geht es die ganze Nacht durch“, lacht Margarete. Füttern, Gassi gehen, versorgen, streicheln und spielen – all das wird von Ehrenamtlichen verrichtet. „Niemand bekommt hier einen Cent, wir finanzieren uns nur über Spenden.“ Dazu besuchen oft Kinder und Menschen mit Behinderung den Ort in Eichelsbach. „Die Tiere sind bei uns fester Bestandteil des Alltags“, berichtet Jessica Högerle vom Montessori Kinderhaus in Aschaffenburg. „Sie haben eine beruhigende Wirkung und man kann den Kindern so viel vermitteln.“
„Wir waren kooperativ“
In all den 16 Jahren pflegte das Domizil stets ein gutes Verhältnis zu den umliegenden Nachbarn. „Es war alles super. Unsere direkten Nachbarn sind auch alle Mitglied im Verein.“ Anfang des Jahres sollte sich das allerdings verändern. „Da zog jemand Neues in die Nachbarschaft. Er beschwerte sich sofort über Geruchs- und Lärmbelästigung.“ Dazu über angeblich nicht entsorgte Häufchen. „Das ist schlichtweg nicht wahr. Unsere Ehrenamtler legen darauf großen Wert.“ Margarete Hagauer-Weimer und ihr Team haben daraufhin laut eigener Aussage bei einem Schlichtungsgespräch versucht einen Kompromiss zu finden. „Wir haben Angeboten die Anzahl unserer Hunde zu reduzieren“, erklärt die Obernburgerin. „Sprich: Wenn ein Hund stirbt, hätten wir seinen Platz nicht mehr ersetzt. Dazu haben wir unsere Gassi-Gänge nach Elsenfeld verlegt. Wir waren kooperativ und haben mehrfach versucht eine Lösung zu finden.“ Doch auch das reichte offenbar der anderen Partei nicht. „Erst kamen zwei Mitarbeiter von der Bauaufsicht hierher. Die fanden das toll, was wir hier machen. In ihrer Funktion als Bauaufsicht könne man das hier in einem Wohngebiet aber nicht zulassen.“ Zwei Wochen später kam dann der schicksalhafte Brief: Das Gnadendomizil am Sonnenberg muss bis zum 30. März 2024 geräumt werden.
Neues Objekt gesucht
Margarete Hagauer-Weimer fürchtet um das Ende ihres Lebenswerks. „Für mich ist das letzte halbe Jahr ein Ausnahmezustand. Ich schlafe nicht, mache mir permanent Gedanken und versuche alles, um diesen Ort zu retten.“ Jessica Högerle ist große Unterstützerin des Domizils. „Das sind alles Tiere hier, die haben keine Lobby mehr. Die sind teilweise nicht mehr so süß, wie jüngere Hunde und machen Arbeit. Frau Hagauer-Weimer hat ihr komplettes Leben diesen Tieren geopfert. Dass eine einzige Person reicht, um all das hier in Schutt und Asche zu legen, das finde ich alarmierend.“ Aktuell sucht der Verein bundesweit nach einem neuen Ort. „Das ist mit unseren finanziellen Mitteln natürlich sehr schwierig. Dazu müssen auch Vorkehrungen getroffen werden - Zäune, alles absichern, einen Tierarzt finden.“ Margarete Hagauer-Weimer gibt nicht auf und kämpft für ihre Tiere. „Das Schlimmste wäre, wenn wir unsere Hunde verlieren.“