Die wilde Welt unseres Amateurfußballs
BAYER.UNTERMAIN (mg). Die meisten unserer Amateurfußballer befinden sich bereits in der Winterpause - einige haben an diesem Wochenende ihren letzten Einsatz. Die Hinrunde hat wieder einmal gezeigt, warum der lokale Fußball eine solche Faszination ausübt: Hier geht es nicht nur um Punkte und Tabellen, sondern auch um Rekorde, Fairplay und Momente, die lange in Erinnerung bleiben. Ob spektakuläre Torfestivals, unüberwindbare Defensiven oder überraschende Wendungen - die Ligen am Bayerischen Untermain hatten für alle Fans einiges zu bieten.
Im Folgenden werfen wir einen Blick auf die wichtigsten Kategorien: die Torjäger, die stärksten und schwächsten Teams, die fairsten und unfairsten Auftritte sowie die verrücktesten Ergebnisse.
Der B-Klassen-Ronaldo
Da staunen selbst Haaland, Lewandowski und Co.! Mit 29 Treffern in 16 Einsätzen führt Florian Brunner vom FC Hochspessart II das Knipser-Ranking zur Winterpause an - im Schnitt netzt der Angreifer in der B-Klasse 1 einmal pro Halbzeit! Da schlottern den gegnerischen Abwehrspielern schon in der Kabine die Knie. „Von der Qualität her könnte er natürlich noch erste Mannschaft spielen, aber er wollte ein bisschen kürzer treten. Wenn er gebraucht wird, hilft er aber auch bei der Ersten aus“, erklärt Vorstand Stefan Müller. Schritt halten können da nur wenige. Ein paar Etagen höher liefern sich Vincenzo Pazienza vom TSV Heimbuchenthal (26 Tore) und Luca Roth von Elsava Elsenfeld (24 Tore) in der Kreisliga ein enges Rennen um die Torjägerkrone.
Offensive Feuerwerke und defensive Extreme
Das offensivstärkste Team aus der Region ist ebenfalls der FC Hochspessart II. Mit 89 Toren in nur 18 Spielen haben die Spessarter die Gegner regelrecht überrollt. Neben Brunner hat der FC mit Nico Heil einen zweiten Torjäger in ihren Reihen, der nur ein Handvoll weniger Tore erzielte. „Die beiden haben mehr als die Hälfte unserer Tore gemacht“, so Vorstand Müller. Man habe einen guten Mix aus jungen, hungrigen und erfahrenen Spielern gefunden. Diese Mischung scheint ziemlich gut aufzugehen - man hat nicht nur die meisten Treffer in der Region auf dem Konto, sondern führt auch die Tabelle der B-Klasse 1 an. Auf der anderen Seite der Medaille steht der FC Wenigumstadt II mit den wenigsten erzielten Treffern in der Hinrunde. In 13 Spielen konnten die Wenigumstädter nur sieben Treffer erzielen und kein Spiel gewinnen. Doch auch die Abwehrreihen sorgten für Schlagzeilen: Während der TSV Mainaschaff II mit nur acht Gegentoren in 14 Spielen eine nahezu unüberwindbare Defensive stellt, kassierte der FC Südring III in 15 Partien unglaubliche 133 Gegentore! Laut Vorstand Uluhan Ulusoy besteht aber kein Grund zur Sorge: „Die 3. Mannschaft wird ab der Rückrunde definitiv an Punkte gewinnen. Die Jungs entwickeln sich und selbst unsere nicht wirklich guten Spieler haben langsam gelernt, wie man den Ball annimmt und abgibt.“
Karten-Könige und Fairplay-Meister
Bei den Fairnesspunkten glänzen vor allem zweite Mannschaften aus den unteren Ligen. So kassieren zum Beispiel die Reserve-Teams von Sommerkahl, Strietwald, Oberbessenbach und Sailauf weniger als eine Karte pro Partie. Am Bischling setzt man aber generell auf Fairplay: In der Bezirksliga steht die erste Mannschaft nach 19 Partien bei 26 gelben Karten. Zum Vergleich: Vatan Spor II erhielt bei gleicher Spielanzahl in der gleichen Liga 78 mal den gelben Karton - dazu kommen noch vier gelb-rote, sechs rote und fünf Zeitstrafen! Neben Viktoria Kahl (13 Zeitstrafen!) landen vor allem Aschaffenburger Vereine wie der VfR Nilkheim, TV Schweinheim oder Gencler Birligi am Fuße der Fairness-Tabelle.
Die verrücktesten Spiele der Hinrunde
Skurrile Ergebnisse wie der 9:3-Sieg von Rottenberg/Feldkahl gegen Albstadt oder das 7:5 zwischen Mespelbrunn und Rauenthal prägen die Saison. Die zweite Mannschaft von DJK SG Breitendiel/TV Rüdenau hat sich mittlerweile aus dem Spielbetreib zurückgezogen, sorgte Ende September aber noch für eines der verrücktesten Ergebnisse, das es wohl jemals im Fußball gab. Mit 4:17 verloren sie gegen die Reserve des Miltenberger SV. „Da ist eins nach dem anderen gefallen. Das war schon surreal. Da gab’s Anstoß und direkt ging es wieder nach vorne“, erinnert sich Fabio Celico. Der Miltenberger Angreifer netzte bei dem Kantersieg sieben Mal. Zwei Tore weniger erzielte Philipp Meyer im Bezirksliga-Duell zwischen Viktoria Mömlingen und dem Würzburger FV - er brauchte dafür allerdings nur 21 Minuten - und zuvor lag man nach 30 Minuten 0:5 hinten. Am Ende der Spielzeit stand es 7:6 für die Mömlinger und Meyer war der absolute Matchwinner. Ziemlich Furios startete auch die SG Hobbach/Wintersbach/Krausenbach in die Saison. Die ersten fünf Spiele gewann man allesamt, inklusive einem 10:2 gegen Gencler Birligi. Zuletzt traf man dann erneut auf die Aschaffenburger und diesmal war der Ausgang rumgedreht: Gencler ging mit 8:4 als Sieger vom Platz. Die Ergebnisse zeigen, was den Amateurfußball in unserer Region so außergewöhnlich macht - denn hier kann wirklich jeder jeden schlagen!