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Die Eisprinzessinnen vom Untermain

16.11.2024, 06:00 Uhr in PrimaSonntag
Eisprinzessinnen
Cheyenne und Sarah sind auch abseits des Eises miteinander befreundet

BAYER. UNTERMAIN (mg). Das Eis knirscht unter den Kufen, die Scheinwerfer tauchen die Halle in strahlendes Licht, und dann: Perfektion in Bewegung. Für die Eiskunstläufer des Aschaffenburger Wintersportvereins (WSV) ist der Dezember der Höhepunkt der Saison - die Deutschen Meisterschaften stehen an. Vier Athleten schickt der WSV zu den Meisterschaften nach Oberstdorf. Mit zwei hat PrimaSonntag im Vorfeld gesprochen - über Ziele, Träume und die Hingabe zu einem Sport, der alles fordert.

Für Sarah Pesch aus Geiselbach ist das Eis längst zur zweiten Heimat geworden. Die 17-Jährige hat sich mit Fleiß und Talent in die deutsche Elite katapultiert. Nach ihrem Titel als Deutsche Vizemeisterin im vergangenen Jahr liegt die Latte hoch, doch Sarah weiß, was sie will: „Ich möchte meinen Titel verteidigen und meine persönliche Bestleistung übertreffen.“ Dass das kein Spaziergang wird, ist der jungen Athletin bewusst. Seit ihrem Wechsel in die Meisterklasse misst sie sich regelmäßig mit der nationalen und internationalen Spitze. Die Teilnahme an der prestigeträchtigen Nebelhorn Trophy in Oberstdorf im Herbst war für sie ein Highlight. Dort trat sie gegen Läuferinnen an, die sie zuvor nur aus dem Fernsehen kannte. „Es war richtig cool, ein unvergessliches Erlebnis, bei dem ich viel gelernt habe“, erzählt sie begeistert. Neben dem intensiven Training - sechsmal pro Woche - setzt Sarah auch auf mentale Stärke. „Die Programme werden immer anspruchsvoller und der Druck wächst mit den Erwartungen“, erklärt sie. Mit gezielten Mentalübungen bereitet sie sich auf die entscheidenden Momente vor. Ihre Trainerin Svetlana Knorr ist dabei eine unverzichtbare Stütze: „Sie ist immer für mich da, egal ob es gut läuft oder nicht. Sie gibt mir Sicherheit und hilft mir, den Kopf frei zu bekommen.“ Auch die Trainerin weiß um die mentalen Hürden, die der Sport vor allem in der Meisterklasse mit sich bringt. „Ich hoffe, sie hält dem Druck stand. Bei Senioren zu laufen, ist nochmal anders als im Nachwuchs.“ Letztes Jahr in Berlin konnten sie sich ein erstes Bild davon machen. „Da war die Halle voll“, erzählt sie.

Der Alltag einer Leistungssportlerin
Für Hobbies bleibt für Sarah zwischen Schule und Sport wenig Zeit. Doch das scheint normal, wenn man Eiskunstlaufen als Leistungssport betreiben möchte. Bei Cheyenne Krüger aus Großwallstadt sieht es nämlich ähnlich aus. Die 16-Jährige trainiert oft gemeinsam mit Sarah. „Aktuell ist es ein wenig stressiger. Wir fahren meistens direkt nach der Schule nach Mannheim - in Aschaffenburg ist die Eishalle ja gerade geschlossen“, erzählt Cheyenne. Das Dach der Eissporthalle muss saniert werden. Den Stress nimmt die Großwallstädterin aber gerne in Kauf. „Das Eislaufen bedeutet mir alles. Wenn ich aufs Eis gehe, wird mein Kopf frei. Ich kann alles machen, was ich will und alle schlechten Gedanken verlassen meinen Kopf.“ Bei Wettbewerben sieht es dann aber ein wenig anders aus. „Da merke ich schon den Druck. Da heißt es: Jetzt zählt es, jetzt muss man alles geben. Wenn ich mich aufwärme, bin ich komplett alleine - ich bin dann in meinem Tunnel.“

„Viel harte Arbeit“
Dabei hätte Cheyennes Eislaufkarriere fast gar nicht begonnen. Erst durch eine Freundin fand sie mit neun Jahren zum Wintersportverein Aschaffenburg. Was als Schnuppertraining begann, wurde schnell zur Leidenschaft. „Da konnte auch Mama nicht mehr ‚Nein‘ sagen, lacht die 16-Jährige. Erst letztes Wochenende konnte sie sich als Bayerische Jugendmeisterin krönen. „Es war ein sehr schönes Gefühl. Ich wurde vorher immer nur Zweiter oder Dritter. Es war viel harte Arbeit“, so Cheyenne. Auch für sie wird es im Dezember aufregend: Cheyenne startet in Oberstdorf in der Jugendklasse. Trainerin Svetlana Knorr hätte zu Beginn nie damit gerechnet: „Sie ist mit großen Schritten vorangekommen. Ich hätte nie gedacht, dass wenn man erst mit neun Jahren anfängt, es noch zu den Deutschen Meisterschaften schafft.“ Knorr trainiert beide Läuferinnen schon seit ihren Anfängen - und schwärmt von deren Ehrgeiz: „Sarah war schon immer sehr zielstrebig und ehrgeizig. Wenn was nicht klappt im Training, geht sie nicht vom Eis bis es funktioniert. Cheyenne hat viel gelernt, ist auch sehr fleißig und meckert nie. Ich hoffe, dass sie ihre Höchstleistung auch bei den Deutschen Jugend-Meisterschaften an den Tag legen kann.“ Neben den beiden treten bei den Jugendlichen noch Lorin Deli und Roman Ignatchik vom WSV an. Egal ob Vizemeisterin oder Newcomer - bei den Athleten dreht sich in den kommenden Wochen alles um die Vorbereitung. Die Deutsche Meisterschaft ist nicht nur ein Wettkampf, sondern auch eine Bühne, um Träume wahr werden zu lassen. Und wer weiß? Vielleicht steht auch in diesem Jahr ein Läufer oder eine Läuferinnen vom Bayerischen Untermain auf dem Podest.