Die dreiste Masche der Sprit-Diebe
MILTENBERG/ASCHAFFENBURG (mz). Dreister geht´s nicht! Immer mehr Autofahrer werden an unseren Tankstellen zu Betrügern. Nachdem sie ihr Auto vollgetankt haben, düsen sie einfach los - ohne zu bezahlen. Auch bei uns steigen die Zahlen. Besonders ärgerlich: Einige Tankbetrüger kommen ungestraft davon. Wir haben mit Tankwarten über ihren Kampf gegen die Betrüger gesprochen.
Auto tanken und dann einfach wegfahren! Knapp 1.000 Mal haben sie im vergangenen Jahr am Bayerischen Untermain zugeschlagen - Tankbetrüger. Die Anzahl der Menschen, die 2022 ihr Auto betanken ohne zu zahlen, liegt damit über 23 Prozent höher als im Vorjahr. Doch die Betrüger zur Rechenschaft zu ziehen, ist nicht einfach. Gerade mal jeder dritte Fall wird aufgeklärt, das meldet das Polizeipräsidium Unterfranken in seiner jüngsten Kriminalstatistik. Viele schrauben einfach ihr Kennzeichen ab oder fahren mit einem geklauten. Viele Tankstellenbetreiber wissen nicht mehr, was sie gegen diese Abzocke tun sollen.
„Früher waren es vielleicht zwei Tankbetrüger pro Monat, heute sind es fünf oder sechs“, berichtet Franz Chaluppa, Chef der „access“-Tankstelle in Miltenberg. Auch seine Tankstelle hat mit dem Anstieg der Tankbetrüger zu kämpfen. „Die kommen meist rein, holen und bezahlen sich einen Kaffee oder Zigaretten und fahren dann los. Wir bemerken den Betrug meist erst durch den nachfolgenden Kunden, der merkt, dass der Tankpreis noch angezeigt wird.“ Die gute Nachricht: Alle, die von Chaluppa zur Anzeige gebracht werden, können von der Polizei relativ schnell ermittelt werden. „Das geht dann den ganzen Weg bis zur Staatsanwaltschaft und der Betrug wird dann auch im kleinen polizeilichen Führungszeugnis vermerkt.“ Das einzige Mittel in Miltenberg gegen die Betrüger sind die Kameras. Da hier die Betrüger mit ihrem echten Kennzeichen unterwegs sind, gestaltet sich die Fahndung nicht allzu kompliziert. Doch in Miltenberg ist nicht jeder, der ohne zu zahlen losdüst, ein Betrüger. „Ich würde sagen, sieben von zehn machen es mit Absicht, die anderen merken es erst später und kommen dann mit schlechtem Gewissen zurück. Wenn es Stammkunden sind, rufen wir sie auch mal an. Generell warten wir mit der Anzeige auch immer erst knapp 24 Stunden.“
Hohe Spritpreise
als Hauptmotiv
Das Motiv, beim Tanken zu betrügen, liegt für Tankstellen-Chef Chaluppa auf der Hand. „Ganz klar: die hohen Spritpreise. Viele können sich das schlichtweg nicht mehr leisten. Wenn ich für 50 Liter 100 Euro bezahlen muss, ist das für viele eben schwer zu finanzieren.“ So sieht das auch Murat Aslan, Pächter der Aschaffenburger „Agip“-Tankstelle. Er macht die allgemein gestiegenen Lebenshaltungskosten für den Anstieg verantwortlich. Seine bittere Rechnung: „In den letzten zehn Jahren haben wir durch Tankbetrug zwischen 15.000 und 20.000 Euro verloren.“ Zudem gestaltet sich die Suche nach den Sprit-Dieben äußerst schwierig. „Wir haben es hier mit Betrügern aller Art zu tun. Manche kommen ohne Kennzeichen, manche mit geklautem Kennzeichen.“ Aufklärungsquote? „Eigentlich 0 Prozent.“ Dementsprechend groß ist die Frustration im Team. „Natürlich haben unsere Mitarbeiter immer ein Blick auf die Zapfsäulen, doch wenn wir es dann mal merken, ist es meist schon zu spät.“ Aslan wünscht sich strengere Strafen für Tankbetrüger. Ob diese eine Abschreckungswirkung haben - unklar. Bei vielen Tankwarten bleibt die bittere Erkenntnis, dass sie den Tankbetrügern relativ schutzlos ausgeliefert sind. Sie müssen auf die Ehrlichkeit ihrer Kunden setzen, auch wenn dieses Vertrauen immer häufiger missbraucht wird.