Frischer Wind bei den Wällschtern
- Vorschau auf die Handballsaison des Zweitligisten
GROSSWALLSTADT (mg).Der Hallenboden quietscht im Großwallstädter Sportpark. Mit unglaublicher Intensität bereiten sich die Profis von Handball-Zweitligist TV Großwallstadt auf die neue Saison vor. Die letzte war eine zum Vergessen - und genau deshalb musste etwas geändert werden. Rund um den Verein hat sich einiges getan. Unser Reporter hat beim öffentlichen Training mit den Verantwortlichen gesprochen.
„Die letzte Saison war natürlich schwierig. Die Hinrunde war hui, die Rückrunde pfui“, erklärt Cheftrainer Michael Roth. Vor Start der Rückserie rangierte man auf dem siebten Platz, dann kam der große Absturz: Mit sieben Niederlagen in Folge startete das Team in das neue Jahr. „Wir hatten viele Verletzungen, Dino Corak ist damals weg, ich war mit meiner Hüftoperation raus - das hat uns alles natürlich nicht gut getan.“ Am Ende standen wir auf dem 14. Platz. Auch für Geschäftsführer Michael Spatz zu wenig: „Es ist einiges nicht so optimal gelaufen. Von daher haben wir den Kader auch ein Stück weit verändert.“ Sechs neue Spieler stehen im Bundesligakader, drei weitere erhalten ein Zweitspielrecht. Neben dem Parkett gibt es ebenfalls neue Gesichter: Torwarttrainer Thomas Bolling verstärkt das Team um Roth, Co-Trainer Povilas Babarskas und Athletik-Coach Ludwig Anders. Teammanagerin Nina Mattes lernte die Neuzugänge als erstes kennen: „Wenn die Verpflichtung offiziell wird, fange ich ja meistens schon an mit der Wohnungssuche. Das heißt, dass ich mit Videokamera die Wohnung besichtige und die Jungs von ihrem jeweiligen Standort zugeschaltet sind.“ So lief es auch mit Nils Kretschmer. Der 31-Jährige hat auf Instagram über 400.000 Follower und ist damit einer der bekanntesten deutschen Handball-Profis. Er wechselt vom HC Elbflorenz nach Großwallstadt. Gänzlich unbekannt ist ihm unsere Region aber nicht. In der Saison 2013/2014 trug er bereits das blau-weiße Trikot und spielte damals Seite an Seite mit Mario Stark und Florian Eisenträger.
Neue „alte“ Gesichter
„Deswegen braucht er auch weniger Eingewöhnungszeit und wird sofort in die Verantwortung genommen. Nils soll unser Abwehrchef werden“, erläutert Roth. Gemeinsam mit einem weiteren alten Bekannten soll er einen stabilen Innenblock bilden: Patrick Gempp - auch ein „neues Gesicht“ mit TVG-Vergangenheit. „Patrick ist von Haus aus ein Kämpfer. Er hat eine gute Statur, hat als Kreisläufer einen sehr tiefen Schwerpunkt und ein sehr gutes Auge für den freien Raum“, so Roth. Beide sollen vor allem die Abwehr stärken, gerade im Innenblock offenbarte man im letzten Jahr immer wieder Schwächen. Hinter der Abwehrreihe musste man wohl den schmerzhaftesten Abgang verkraften. Mit Petros Boukovinas verließ der MVP, also der wertvollste Spieler der 2. Liga, den Verein. Die Lücke zwischen den Torpfosten soll in der kommenden Saison Neuzugang Stefan Hanemann gemeinsam mit Jan-Steffen Minerva stopfen. „Das ist ein fantastisches Zweitliga-Duo. Deswegen bin ich guter Dinge“, so Coach Roth. Kurz vor Vorbereitungsstart vermeldeten die Wällschter einen letzten Neuzugang. Maximilian Horner stand schon länger auf dem Zettel von Michael Roth. „Er hatte dann leider einen Kreuzbandriss, kam aber jetzt sehr stark zurück. Ich bin froh, dass wir ihn noch kriegen konnten. Er ist ein ähnlicher Spieler wie Frieder Bandlow.“ Bandlow wechselte im Sommer nach vier Jahren Großwallstadt zum Ligakonkurrenten Nordhorn-Lingen. Vor seinem Wechsel wählten ihn die Fans noch zum Spieler der Saison. Wenn es nach dem Trainer geht, dürfen sich TVG-Fans also freuen.
Auf dem Vormarsch
Hinzu kommen die Talente Joel Zimmer und Romas Aukstikalnis. Beide sollen erstmal Zeit bekommen, sich zu entwickeln. „Aber manchmal geht es auch ganz schnell. Es ist immer wichtig, dass man junges Blut im Team hat, die auch Gas geben.“ Zukünftig soll es beim TVG öfters der Fall sein, junge Spieler - vor allem auch aus der eigenen Jugend - in die erste Mannschaft zu integrieren. Genau deshalb treiben die Verantwortlichen in Großwallstadt jetzt wieder die U23 voran. Hier sollen Talente an den Verein gebunden und bestmöglich ausgebildet werden. „Dafür ist es wichtig, dass wir mit der U23 schnellstmöglich ein, zwei Klassen höher spielen, um dann auch von unserer Jugendarbeit zu profitieren“, erklärt Spatz. Beim Untermain-Cup an diesem Wochenende kann die U23-Auswahl ihr Können gleich mal unter Beweis stellen. Das Turnier dient als erster Test in der Vorbereitung auf die neue Saison. Die erste Woche verlief laut Michael Roth schon mal vielversprechend: „Die Jungs sind in einem viel besseren Zustand als letztes Jahr. Sie haben die Pause genutzt, um mit unserem Athletiktrainer ein individuelles Programm zu machen. Ich bin sehr zufrieden.“ Die Euphorie ist groß in Wallstadt, sowohl Verein als auch Mannschaft haben einige Veränderungen hinter sich. Durch die neue Partnerschaft mit dem Aschaffenburger Unternehmen ,,Gleich GmbH" wird die Weiterentwicklung in den kommenden Jahren auch finanziell ermöglicht. Mit einer sechsstelligen Summe bietet das Unternehmen dem Verein ein stabiles Fundament für die kommenden Jahre. Kurzfristig will man sich als Top-Team in der zweiten Liga etablieren, so der Tenor um den Verein. Langfristig gesehen will der TVG wieder angreifen - und zwar in der höchsten deutschen Spielklasse. Der TV Großwallstadt will wieder dahin, wo er hingehört: in die 1. Liga.