Der Torwart-Flüsterer vom Untermain
BESSENBACH. (mg). „Hallo Herr Neubauer, ich wollte mich recht herzlich für meine ersten Trainingseinheiten als Keeper bei Ihnen bedanken! Mittlerweile spiele ich bei den Offenbacher Kickers und habe es in die Hessenauswahl der U14 geschafft...Meine Grundkenntnisse bekam ich bei Ihnen mit auf den Weg. DANKE! LG Marvin Schwäbe“, diese Zeilen stammen aus dem Jahr 2008 und stehen im Gästebuch der Torwartschule-Spessart. Schwäbe, heute 27, hat als Stammtorwart die dänische Meisterschaft gewonnen, wurde U21-Europameister und steht mittlerweile beim Erstligisten 1. FC Köln zwischen den Pfosten. Seine ersten Schritte machte der gebürtige Dieburger unter der Leitung eines Urspessarters: Horst Neubauer
Am 3. Oktober 2003 fand die Torwartschule Spessart das erste Mal im Kreis Aschaffenburg statt. Damals war Horst Neubauer Torwarttrainer in der Jugend von Viktoria Aschaffenburg. Rund sechs Jahre verbrachte er später im Nachwuchsleistungszentrum in Frankfurt. Dort traf er den besten Keeper, den er jemals trainiert hatte: „Ralf Fährmann. Nach seinem Wechsel zu Eintracht Frankfurt brach er sich beim Trainingslager direkt die Hand. Anschließend bekam er Spielpraxis im U23-Team und kam zum jeweiligen U23-Abschlusstraining.“ Nach Stationen beim FSV Frankfurt und den Würzburger Kickers zog es Neubauer im letzten Jahr zu Vatan Spor Aschaffenburg. Außerdem ist er bei der DFB-Talentförderung „Elite Schulen des Fussballs" in Obertshausen tätig. Der gebürtige Straßbessenbacher wohnt seit über 15 Jahren in Mespelbrunn, spielte aktiv sowohl für seine beiden „Heimat-Vereine“, als auch für Krausenbach und Laufach - damals in der 5. Liga wohlgemerkt.
Prominente Gäste
Bei seiner Ausbildung zum Torwart-Trainer traf er viele bekannte Gesichter. 2011 die ehemalige Welttorhüterin Silke Rottenberg bei der DFB –Torwart-Ausbildung. Im gleichen Jahr machte er Halt in Italien - für die Goalieschule von Patrick Foletti, dem heutigen Torwarttrainer der Schweiz. Doch auch er hatte zahlreiche Besucher, die zu ihm in den Spessart kamen. Sven Scheuer, über zehn Jahre beim FC Bayern München aktiv, war mehrfach als Trainer in der Torwartschule Spessart tätig. 40 bis 50 Torhüter nahmen bei den Events teil. Unter ihnen große Namen wie Marvin Schwäbe, Jan Zimmermann oder Finn Dahmen. Sie alle waren in Straßbessenbach beim Training. Schwäbe spielt nächstes Jahr mit dem Effzeh in der Europa Conference League, Zimmermann ist mittlerweile TW-Trainer bei der Frankfurter Eintracht und Dahmen ist beim FSV Mainz zwar nur zweite Wahl, wurde aber immerhin U-21 Europameister. „Marvin kam als Feldspieler zu uns und absolvierte hier sein erstes Training im Kasten.“ Eine weitere interessante Personalie, die durch die „Neubauer-Schule“ ging, ist Matheo Raab, heute Stammkeeper in Kaiserslautern, der in der vergangenen Saison einer der stärksten Keeper in Liga 3 war und den Roten Teufeln zum Aufstieg verhalf. Jetzt soll angeblich der HSV Interesse bekunden. „Matheo war unglaublich ehrgeizig, man merkte ihm schon im jungen Alter an, dass er unbedingt Profi werden will, auch menschlich war er top!“
„Schwäbe natürlich“
„Talent, Selbstvertrauen und Ehrgeiz“, zählt Horst die drei wichtigsten Eigenschaften eines Torhüters auf, „Er muss in Stresssituationen die Ruhe, 90 Minuten die Konzentration bewahren und seine Vorderleute organisieren.“ Den perfekten Torwart gibt es für Horst nicht. „Jedes Land hat seinen besten Torwart. Für mich sind die besten Oliver Kahn, Manuel Neuer und der Italiener Gigi Buffon.“ Trotz der Entwicklung des Torwartspiels sieht Neubauer immer noch die alten Tugenden als wichtig an: „Auch wenn ein Torhüter natürlich heutzutage mehr Feldspieler-Qualitäten als früher haben muss, bezüglich Spieleröffnung und Rückpassverarbeitung, sind die Defensiv-Qualitäten wesentlich wichtiger. Auf die Frage nach der Zukunft im Deutschen Tor - wenn Neuer, Ter Stegen und Trapp die Handschuhe an den Nagel gehängt haben - antwortet Horst trocken: „Schwäbe natürlich.“