Der stärkste Mann am Untermain
STRASSBESSENBACH (ml/mg). Muskeln, Schweiß und Leidenschaft. Das Fitnessstudio reizt immer mehr und immer jüngere Menschen dazu, ihren Körper stählen zu wollen. Michael Wunderlich aus Straßbessenbach begann mit dem Training, als er 19 Jahre alt war - jetzt ist er der stärkste Mann am Untermain. Bei einem Kraftdreikampf im Oktober setzte er sich gegen über 40 andere Athleten aus der Region durch.
„Ich hatte einfach Spaß daran, mich auszupowern. Mein Ziel war es nie, Muskeln aufzubauen, ich wollte einfach Gewichte durch die Gegend werfen“, erinnert sich Wunderlich an seine Anfangszeit. Mit der Zeit wurde der Sport für ihn aber mehr als nur eine körperliche Betätigung. Sein ganzes Leben drehte sich nach und nach immer mehr um den Kraftsport. Kein Alkohol, disziplinierte Ernährung und tägliches Verausgaben im Fitnessstudio ist für ihn schon selbstverständlich. Im Oktober konnte er seine Power dann unter Beweis stellen: In Aschaffenburg kam es zum Gipfeltreffen der stärksten Athleten aus der ganzen Region. In einem Kraftdreikampf kämpften 43 Kraftsportler um die Krone des „Stärksten am Untermain.“
Kilos, Glanz und Gloria
„Der klassische Dreikampf besteht aus Kniebeugen, Bankdrücken und zum Schluss Kreuzheben“, erklärt Thomas Andiel. „Innerhalb von drei Versuchen muss es der Athlet schaffen das Gewicht in der richtigen Ausführung auf Kommando des Kampfrichters zu bewegen. Wenn auch nur ein Punkt bei einem Versuch nicht passt, gilt er als ungültig.“ Der Physiotherapeut aus Schaafheim veranstaltete den Dreikampf in einem Nilkheimer Autohaus. „Eigentlich komme ich aus dem Bodybuilding, aber letztes Jahr im Dezember wollte sich unser damaliger Azubi mit einem Mitglied messen - und da dachte ich mir, da kann man doch mehr draus machen.“ Innerhalb von sechs Wochen stampfte er einen Kraftdreikampf aus dem Boden. Damals noch mit 18 Kraftpaketen, in diesem Jahr verdoppelte sich dann schon das Teilnehmerfeld. „Wir hatten Athleten aus der ganzen Umgebung. Aus Aschaffenburg, Großwallstadt, Elsenfeld - die weiteste Anreise hatte ein Teilnehmer aus Köln.“ Sowohl Männer als auch Frauen machten bei dem Event mit, der älteste Teilnehmer hatte 49 Jahre auf dem Buckel. Mit über 500 Zuschauern kam das Event nicht nur bei den Athleten gut an. „Wir werden nächstes Jahr auf jeden Fall einen Neuen starten“, so Andiel zum Abschluss.
„Ich wusste, mich kann keiner schlagen“
An der Spitze stand am Ende dann Wunderlich. Der Straßenbauer galt schon im Vorfeld als Favorit - und enttäuschte nicht: „Beim Kniebeugen habe ich beim zweiten Versuch 300 Kilo geschafft, beim Dritten sogar 315, aber der war leider ungültig. Beim Bankdrücken habe ich 190 Kilo gemacht und beim Kreuzheben 320.“ Insgesamt also 810 Kilogramm! Und das komplett ohne Hilfsmittel. Der Zweitplatzierte kam dabei auf immer noch sehr respektable 750 Kilo. „Es war für mich keine Überraschung. Ich trainiere jeden Tag und weiß, was ich bewegen kann. Ich hab gewusst, aus Aschaffenburg kommt keiner, der mich schlagen kann.“
Ein Leben für den Sport
Und dabei ist der „Bessenbacher Popeye“ nicht mal auf den Kraftdreikampf spezialisiert, sein Herz schlägt eigentlich für das Bodybuilding. „Einfach die Freiheit, selbst entscheiden zu können, wann man Sport macht. Man kann alles steuern und es ist jedes Mal ein Kampf gegen dich selber. Du willst immer besser werden, das ist die Motivation bei der Sache - es geht immer nach oben.“ Eine professionelle Karriere kommt für ihn allerdings nicht in Frage. Der Gedanke, seine Arbeit im Straßenbau aufzugeben, die ihm so viel Freude bereitet, sowie die finanzielle Unsicherheit, lassen ihn immer wieder davon abkommen. „Ich habe mir noch nie so richtig darüber Gedanken gemacht, aber dann müsste ich wahrscheinlich meine Arbeit kündigen und du weißt nie, wie lange du den Sport ausüben kannst.“ Trotzdem ist das Kraftraining für ihn mehr als nur ein Hobby: „Man richtet sein ganzes Leben danach aus. Mit Ernährung, Erholung - man trinkt keinen Alkohol. Aber das mache ich gerne, um weiter zu kommen. Es gibt dir eine gute Richtung im Leben.“