Der letzte Aschaffenburger Bundesligist
ASCHAFFENBURG (jm). Unsere Region ist ein Zuhause für so einige tolle Sportvereine - auf die ganz große Bühne schaffen es aber nur wenige. Bahnfrei Damm spielt beim Kegeln auf Top-Niveau, hat aber trotzdem mit vielen Vorurteilen zu kämpfen. PrimaSonntag blickt zurück auf die lange Historie und das Innenleben des Vereins.
„Jeder kennt Kegeln, aber es wird noch sehr oft als Kneipensport belächelt“, erklärt Theo Spangenberger, Spielführer der ersten Mannschaft von Bahnfrei Damm. Ihm wurde der Kegelsport praktisch in die Wiege gelegt. Schon sein Vater und Opa spielten jahrelang bei Bahnfrei. „Gefühlt haben wir zusammen über 200 Jahre Mitgliedschaft.“ Tatsächlich blickt der Aschaffenburger Traditionsverein auf eine lange Historie zurück. Angefangen von der Gründung im Jahr 1920, über die Wiederbelebung nach den Jahren des Nationalsozialismus und die ereignisreiche Entwicklung, die Bahnfrei Damm zum erfolgreichsten Kegelclub am Untermain gemacht hat. In den Folgejahren brachte der Verein auch viele Nationalspieler hervor. Als Höhepunkt wurden zum 90. Jubiläum im Jahr 2010 vier Meisterschaften errungen. Dieses Jahr kann somit als das erfolgreichste in der Vereinsgeschichte betrachtet werden. Als Krönung hat die erste Mannschaft, nach 30 Jahren Bundesliga-Zugehörigkeit, damals erneut den Aufstieg in die erste Liga geschafft. „In der Corona-Zeit haben wir dann den Verband gewechselt und mussten zunächst in der Hessenliga starten“, erinnert sich Spangenberger. „In der letzten Saison haben wir dann aber den Wiederaufstieg in die zweite Bundesliga klar gemacht. Da gehören wir auch hin.“
Auf die Jugend setzen
Eine wichtige Rolle spielte dabei in den letzten Jahren Vorstand Dr. Franz Tumulka. „Er kümmert sich darum, dass nebenher alles läuft“, berichtet Spangenberger. „Uns Spielern hält er auch in schweren Zeiten immer den Rücken frei. Mit Herzblut setzt er sich für den Verein ein.“ Auf sportlicher Seite hebt der 30-Jährige vor allem die jungen Spieler hervor. „Wir hatten in den vergangenen Jahren bei Bahnfrei Damm wirklich auch überregionale Top-Spieler. In den letzten Spielzeiten haben wir dann aber primär die Jüngeren in der ersten und zweiten Mannschaft eingesetzt.“ Die Ergebnisse zeigen, dass dieser Übergang ein voller Erfolg war. „Man muss der ganzen Mannschaft ein großes Kompliment aussprechen.“ Im Normalfall trainiert Bahnfrei Damm zwei Mal die Woche im Kegelzentrum in Strietwald. „Es ist ja ein sehr individueller Sport, da schaut sich der Trainer jeden sehr genau an.“
Es geht um die Leidenschaft
Trotz des hohen Niveaus, auf dem Bahnfrei kegelt, hat der Verein als Randsportart natürlich auch Probleme, vor allem finanzieller Art. „Wir sind sehr von der Gaststätten-Pacht abhängig, wir haben ja nicht viele Einnahmen.“ Hierbei spielt die Stadt eine wichtige Rolle, die seit Jahren dem Verein Gelder zukommen lässt. Dazu steht in Zukunft eine wichtige Investition an. „Wenn man zukünftig Bundesliga spielen will, braucht die Halle eine Plattenbahn.“ Anschaffungskosten - eine sechsstellige Summe. Als Verein ist das nicht alleine zu stemmen, dazu befindet man sich aber bereits in Gesprächen mit der Stadt. „Wir würden uns natürlich mehr Verständnis für den Kegelsport wünschen“, erklärt Spangenberger. „Es ist sowohl geistig als auch körperlich sehr anstrengend.“ In der kommenden Saison fährt die Mannschaft knapp 2.500 Kilometer zu den Spielen. Die Spieler von Bahnfrei Damm bekommen kein Geld - es ist ganz allein die Leidenschaft.