Der Ironman aus Heimbuchenthal
HEIMBUCHENTHAL/FRANKFURT (mg). Oskar Fries aus Heimbuchenthal hat sich am vergangenen Wochenende beim Ironman in Frankfurt einen Lebenstraum erfüllt. Der ehemalige Fußballer von Viktoria Aschaffenburg und dem TSV Heimbuchenthal entdeckte erst im letzten Winter seine Leidenschaft für den Triathlon. In nur wenigen Monaten bereitete sich der Azubi auf einen der härtesten Wettkämpfe der Welt vor und erzielte auf Anhieb ein starkes Ergebnis.
Noch vor einem Jahr drehte sich bei Oskar alles nur um Fußball - dann stieß er im Internet auf Videos über den Ironman. „Im Laufen war ich schon immer gut“, erzählt der junge Athlet. Spontan begann er nach den Fußballspielen ins Schwimmbad zu fahren oder auf dem Peleton eines Freundes zu trainieren. Der Fußball wurde bald zur Nebensache und schließlich komplett an den Nagel gehängt. Das war im letzten Winter. Er widmete sich seiner neuen Leidenschaft: dem Ausdauersport. Während andere in seinem Alter das Wochenende genießen, verbrachte Oskar bis zu 21 Stunden pro Woche mit Training. „Nach der Arbeit und am Wochenende gab es für mich nur noch Schwimmen, Radfahren und Laufen.“ Der Alltag im familieneigenen Fliesen-Meisterbetrieb verlangte ihm einiges ab, doch die echte Herausforderung war oft der innere Schweinehund: „Das Schwierigste war, nach einem anstrengenden Arbeitstag die Motivation zu finden und noch einmal loszugehen. Da war schon viel Disziplin nötig.“
Erste Erfolge
Im Mai nahm er dann am GutsMuths-Rennsteiglauf, Europas größten Crosslauf, teil und im Juli folgte sein erster Triathlon in Hamburg. Damals hatte er sich schon für den Ironman in Frankfurt angemeldet. Er betont immer wieder, wie wichtig die Unterstützung seiner Familie und Freundin war. „Ohne sie wäre das nicht möglich gewesen. Es ist zeit- und kostenintensiv, da musste ich viele Abstriche machen. Meine Freundin war oft beim Training dabei, hat mir beim Laufen das Tempo vorgegeben oder mich beim Schwimmen begleitet.“ Zwei Wochen vor dem Wettkampf stand dann die letzte intensive Einheit an: 160 Kilometer auf dem Rad, 16 Kilometer Laufen und zwei Kilometer Schwimmen. Danach wurde es ruhiger - nur noch leichte Einheiten. Am Samstagabend ging es nach Frankfurt zur Registrierung.
Puls von 180
Der Startschuss fiel am Sonntagmorgen um 6:30 Uhr. „Wir sind um 4:30 Uhr aufgestanden und mit dem Roller zum Schwimmstart gefahren“, berichtet Oskar. Doch eine Überraschung wartete bereits: Wegen der hohen Wassertemperatur wurde ein Neoprenverbot ausgesprochen. Ohne den Anzug, der normalerweise für mehr Auftrieb sorgt, musste er die 3,8 Kilometer im Langener Waldsee absolvieren: Eine Stunde und 20 Minuten - ein schwieriger Start. „Ich hatte einen Durchschnittspuls von 180 und wusste, dass ich beim Radfahren und Laufen alles rausholen muss.“ Auf dem Rad drehte er richtig auf. Die 180 Kilometer absolvierte er mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von fast 40 km/h - beeindruckend, wenn man bedenkt, dass er erst im April das erste Mal auf einem Rennrad saß. „Das war ein purer Adrenalin-Kick. Du konntest richtig Tempo machen. Das hat super Spaß gemacht.“ Das Laufen war für ihn dann keine große Hürde mehr. „Ich hatte während dem Radfahren eine gute Ernährungsstrategie und war danach eigentlich noch frisch und munter.“ Die 42 Kilometer lief er in drei Stunden und 23 Minuten. „Probleme hatte ich nicht. Ich hatte immer das Ziel vor Augen.“
Zukunftspläne
Mit einer Endzeit von 9:46:11 erreichte Oskar den 9. Platz in der Altersklasse 18-24. „Irgendwo war es ein Erfolg, aber das Schwimmen und Laufen haben mich ein wenig enttäuscht. Mit dem Radfahren war ich zufrieden.“ Nach dem Rennen gönnte er sich erstmal eine Pause. „Am Sonntag ging nicht mehr viel, da war ich komplett ausgelaugt. Montag und Dienstag habe ich es mir kulinarisch gut gehen lassen.“ Muskelkater und leichte Schürfwunden vom Radfahren erinnern ihn noch an die Strapazen. Der Ironman auf Hawaii bleibt ein Traum - nur fünf Plätze fehlten ihm zur automatischen Qualifikation! „Ein Versuch wäre es wert, aber es wird ein langer und harter Weg.“ Jetzt stehen aber erstmal zwei Wochen Erholung an. Was die Zukunft bringt, ist unklar: „Die Arbeit steht an erster Stelle. Das Training und das Hobby kommen danach. Trotzdem reizt es natürlich, es irgendwann vielleicht mal professioneller zu machen.“