Das wird unser aller Leben verändern!
BAYER. UNTERMAIN. (mg). Sie kann täuschend echte Bilder generieren, sprechen wie ein Mensch und die schwierigsten Rätsel lösen: Künstliche Intelligenz (KI) ist auf dem Vormarsch. In der Politik wird aktuell darüber diskutiert, wie man sie fördern, aber gleichzeitig auch regulieren kann. Die KI kann in vielen Bereichen, wie zum Beispiel der Medizin, eine große Hilfe sein, aber in den falschen Händen auch zu einer gefährlichen Waffe werden.
„Man versucht, mit Hilfe der Künstlichen Intelligenz, das Denken und das Lernen eines Menschen auf einen Computer zu übertragen“, erklärt Prof. Dr.-Ing. Konrad Doll. Er ist Sprecher des Kompetenzzentrums KI ander TH Aschaffenburg. Maschinen sollen eigenständig Antworten finden und selbständig Probleme lösen können, anstatt darauf programmiert zu werden. „Wir stehen in einem globalen Wettrennen um technologische Dominanz. Klar ist: Hochgradig automatisierte KI-Systeme wie ChatGPT haben das Potenzial, unser Leben in vielen Bereichen grundlegend umzugestalten, positiv wie negativ“, äußert sich Digitalministerin Judith Gerlach. Für sie ist es nicht der richtige Weg, die Entwicklung von Künstlicher Intelligenz zu verbieten: „Politik sollte niemals Wissenschaft und Forschung verbieten oder Aufrufe zum ‚Denkstopp‘ unterstützen.“ Stattdessen findet sie es wichtig, „die Entwicklung von KI eng zu begleiten und für eine kluge und passgenaue Regulierung zu sorgen.“
Schulen vor dem Wandel?
In unserem Alltag haben wir heute schon regelmäßig mit KI zu tun, wenn auch versteckt: Alexa, Siri und Co. werden immer intelligenter, personalisierte Produktempfehlungen laufen über KI und autonomes Fahren und intelligente Navigation wäre ohne KIs undenkbar. Zahlreichen Menschen mit Behinderung erleichtert sie den Alltag - in Medizin, Industrie und Landwirtschaft nimmt sie schon heute eine Menge Arbeit ab. Großen Einfluss hat KI auch auf die Zukunft unserer Schulen. So haben Schüler und Studenten bereits ihre Hausarbeit von einer KI verfassen lassen. Auch am Herrmann-Staudinger-Gymnasium in Erlenbach kam es schon zur unerlaubten Nutzung. „Es gab einen Verdacht, dass ChatGPT in einer Englisch-Klausur über eine Smartwatch benutzt wurde. Der Schüler hat den Betrug nach einem intensiven Gespräch zugegeben“, erzählt Schulleiterin Christine Büttner. Im Julius-Echter-Gymnasium in Elsenfeld gab es solche Fälle in Referaten. Deshalb hat die Schule für die Lehrer eine schulinterne Fortbildung angeboten, wie Schulleiterin Petra Hein mitteilte: „Viele Lehrkräfte probieren aktuell aus, wie sie KI-Tools in ihrem eigenen Unterricht einsetzten können, um die Vorteile für sich und ihre Schüler zu nutzen.“ Für die Elsenfelder Schüler wird der Umgang mit KI Thema beim Medienführerschein in der 10. Klasse. „Im Unterricht wird aktuell fächerübergreifend immer wieder mit den Schülern diskutiert, es werden von ChatGPT verfasste Texte generiert und zum Gegenstand von Diskussionen gemacht“, erklärt Hein. Man will hier gemeinsam „ein Bewusstsein für Möglichkeiten, Risiken und Grenzen entwickeln.“
„Fake News“ noch realistischer
Was heute noch echt ist und was gefälscht, ist teilweise kaum noch festzustellen: Es gibt mittlerweile KI generierte Kunst und im Internet werden Lieder von Künstlern veröffentlicht, die sich zwar haargenau nach dem Interpreten anhören, aber künstlichen Ursprungs sind. Schon länger ein Problem sind die sogenannten Deep Fakes: Papst Franziskus in Daunenjacke, Putins Kniefall vor Chinas Präsidenten Xi Jinping und die Verhaftung von Donald Trump - alles Fotos, die in letzter Zeit im Netz kursierten und sich als falsch herausstellten. „Es wird eine echt große Herausforderung in Zukunft zwischen Fake und Wahrheit zu unterscheiden“, glaubt Doll. Daneben stellt vor allem der Datenschutz ein Problem dar. Weitere mögliche Gefahren sind unter anderem die Totalüberwachung einer Gesellschaft und die Benachteiligung bestimmter Gruppen, weswegen es wichtig ist, dass KIs ethisch entwickelt, getestet und von verantwortungsvollen Menschen kontrolliert werden. „Künstliche Intelligenz kann zusammen mit dem Menschen ein Team bilden.“
Ungewisse Zukunft
Der Entwicklungsstopp, der von einigen Forschern und Unternehmen gefordert wird, beruht auf der Angst, dass die KI irgendwann die Kontrolle über die Menschheit übernehmen könnte. Doch ist das überhaupt realistisch oder nur Panikmache? „Ich denke, die Angst ist durchaus berechtigt. Wir müssen einfach schauen, dass es neben diesen Risiken auch Chancen gibt und wir eben bewusst damit umgehen.“ Gerlach pflichtet Doll hier zu: „Technologien sind Werkzeuge wie ein Hammer: Ich kann den Hammer nutzen, um einen Schrank aufzubauen oder um ein Fenster einzuschlagen. Wir müssen neue Technologien immer so einsetzen, dass sie das Leben der Menschen verbessern.“ KI wird auf jeden Fall unser Leben verändern. So untersuchen Forscher gerade, wie sie in der Medizin zur Verbesserung von Diagnosen führen kann. Die große Stärke der KI: Vorhersagen zu treffen. Zum Beispiel kann sie durch Daten und Mustererkennung bei Frühwarnungen vor Naturkatastrophen eine entscheidende Rolle spielen. Künstliche Intelligenz hat großes Potenzial - stellt aber auch zahlreiche Gefahren dar. Doch sich vor dem Geist der Zeit zu verstecken, ist wohl keine Lösung - denn sonst hinken wir dem Rest der Welt hinterher…