Das wichtigste Auto, das er stoppte!
ASCHAFFENBURG-NILKHEIM/MILTENBERG (mg). Ohne das Einschreiten von Julian Cavallo wäre aus einem einfachen Vorfahrtsunfall vielleicht eine große Tragödie geworden. Der junge Polizist bewies bei einem Einsatz ein beindruckendes Auffassungsvermögen und großen Mut. PrimaSonntag sprach mit dem Retter über seine Heldentat…
„Ich hab gar nicht groß nachgedacht, bin einfach losgerannt und hab versucht das Auto zum Stehen zu bringen.“ Seit September letzten Jahres ist Julian Cavallo in Aschaffenburg im Dienst - einen Vorfall, wie am Montag, den 27. März, hat er in seiner jungen Polizeikarriere noch nicht erlebt. Die Streife des 21-Jährigen wurde zu einem Verkehrsunfall nach Nilkheim gerufen. An einer Kreuzung krachten zwei Pkws wegen missachteter Vorfahrt aufeinander. Den Insassen ging es gesundheitlich gut - eigentlich ein Routineeinsatz für den Beamten. Nach der Unfallaufnahme bat er alle Beteiligten die Straße zu räumen, doch auf einmal passierte etwas Unvorhergesehenes: „Das Auto der Geschädigten rollte los Richtung Gehweg, wahrscheinlich war die Handbremse nicht angezogen.“ Und genau dort stand der Maxi Cosi mit dem zwei Monate alten Sohn der Frau. „Ich habe mit dem Kollegen gesprochen und im Hintergrund irgendwas von der Unfallgeschädigten mit einem Ohr gehört.“ Cavallo erkannte die Situation schnell, stellte sich vor das rollende Auto und brachte das Gefährt mit Körpereinsatz zum Stehen.
Machbare Ausbildung
„Das war für mich selbstverständlich in dem Moment. Im Nachgang ist mein Kollege zu mir gekommen und hat mir gesagt, wie gut ich eben gehandelt habe und wie toll er das fand.“ Als Held fühle er sich jedoch nicht, denn „jeder könnte Zivilcourage zeigen“. Helfen war dem Polizist schon immer wichtig, nach seiner Schulzeit machte er eineinhalb Jahre Bundesfreiwilligendienst in einem Pflegeheim. „Während dieser Zeit absolvierte ich meinen Einstellungstest. Der Freund meiner Mutter ist in Obernburg bei der Polizei und ich machte vorher schon mal ein Schülerpraktikum - da wurde mir eigentlich klar: das will ich machen. “ Die Ansprüche des Einstellungs- und Sporttests waren für Cavallo anspruchsvoll, aber mit guter Vorbereitung eindeutig machbar. „Man muss sich bisschen reinfuchsen, aber die Einstellungsberatung empfiehlt einem Bücher, die gut darauf vorbereiten und das logische Denken fördern. Beim Sporttest kann man mittlerweile sogar einsehen, welche Übungen dran kommen. Wenn man sich da reinhängt, kann man auf jeden Fall gut abschneiden." Direkt nach seiner Ausbildung in Würzburg, kam er nach Aschaffenburg - sofort auf die Straße sozusagen. „Man wird darauf vorbereitet, dass man sehr umsichtig ist, vor allem bei Verkehrsunfällen.“ Hierauf legt die Polizei großen Wert, wie Kriminaloberkommissar Max Basser PrimaSonntag mitteilte: „Genau so soll es sein. Er kommt direkt aus der Ausbildung und handelt richtig. Das Sehen und Wahrnehmen der Umgebung, obwohl ich gerade etwas anderes mache, ist für die Gefahren in unserem Beruf besonders wichtig.“ Die Ausbildung kann überall gemacht werden, wo ein Standort der Bayerischen Bereitschaftspolizei ist. „Man schaut schon, dass die Leute dort ausgebildet werden, wo sie auch herkommen“, äußert sich Basser. Der nächste Standort in Unterfranken ist die Bereitschaftspolizei in Würzburg. Zweimal im Jahr stellt die Polizei ein - zweieinhalb Jahre dauert die Ausbildung. Einstellungsberater sind Herr Kunkel und Frau Seifert. Beide haben ihr Büro bei der Polizeiinspektion Aschaffenburg „Wer sich für den Polizeiberuf am Bayerischen Untermain, also das heißt Ausbildung oder Studium, interessiert, muss sich an die Einstellungsberater in Aschaffenburg wenden“, so Basser. Angst vor einem Abschied aus der Heimat muss man nicht haben: „Es ist möglich, heimatnah zu arbeiten. Gerade hier am Untermain wollen wir eigentlich Leute von hier, die Verantwortung übernehmen.“ Cavallo bereut seine Entscheidung bis heute nicht: „Kein Tag ist hier wie der andere. Man hat mit verschiedenen Menschen zu tun, man kommt raus - es ist einfach abwechslungsreich und das macht mir Spaß.“