Das Super-Wahljahr 2023
BAY. UNTERMAIN (acm/dmk/mz). Für das PrimaSonntag Land dürfte es ein aufregendes Politjahr 2023 werden. Denn einige Menschen in der Region dürfen gleich mehrfach ihre Stimme abgeben. Neben Bürgermeisterwahlen in Kahl, Erlenbach und Karlstein, wird auch der bayerische Landtag neu gewählt. Wir stellen Ihnen einige Kandidaten aus der Region vor und haben sie nach ihren politischen Zielen für die anstehende Legislaturperiode befragt.
Ansgar Stich, Bündnis 90/Grünen, Stimmkreis Miltenberg (Direktkandidat)
Der Schulleiter des Johannes-Butzbach-Gymnasiums in Miltenberg will jetzt in die große Politik: „Man sagt ja andauernd ‘man müsste, man könnte, man sollte‘ und jetzt habe ich die Gelegenheit, es endlich zu tun.“. Ansgar Stich möchte sich dabei für Kinder und Jugendliche einsetzen – vor allem nach der Corona-Pandemie. Der vierfache Familienvater freut sich auf die herausfordernde Zeit und hofft auf reichlich Unterstützung im Oktober.
Lukas Bohn, FDP, Stimmkreis Aschaffenburg-West (Direktkandidat)
Sich für junge Menschen einsetzen – das will auch Lukas Bohn aus Goldbach. „Als junger Mensch liegt mir besonders unsere Bildung am Herzen. Es darf nicht darauf ankommen, aus welchem Elternhaus man kommt, es muss darauf ankommen, wo man hin möchte.“ Der 21-Jährige vertritt außerdem das Ziel der bayerischen FDP: Den Landtag von 205 Abgeordneten auf 160 zu verkleinern. „Denn pro Abgeordneten entstehen pro Wahlperiode Kosten von 1,5 Millionen Euro.“
Thomas Mütze, Bündnis 90/Die Grünen, Stimmkreis Aschaffenburg-West (Direktkandidat)
Erfahrung im Landtag hat er schon: Von 2003 bis 2018 war der Grünen-Politiker Thomas Mütze schon in München. Jetzt – vier Jahre später – will er wieder in die große Politik. Der Grund: „Ich bin jetzt vier Jahre wieder im Schuldienst und was ich dort erlebt habe, ist unvorstellbar!“, schildert uns der 56-Jährige. Von Personalmangel bis hin zu Burnout bei den Lehrkräften – und das alles auf Kosten der Kinder. Deshalb ist für ihn klar: Um die Schulsituation in Bayern zu verbessern, gehört er wieder in den Landtag.
Nicole Pfeffer, FDP, Stimmkreis Miltenberg (Direktkandidatin)
Nicole Pfeffer setzt sich für die Menschen im Handwerk ein – und will das mit nach München tragen. „Das Handwerk und der Mittelstand sind die Lösungsbringer für die Probleme von heute und morgen.“ Daher sollen etwa die kostenfreie Meisterarbeit, begeisternde Erlebnisse während der Schulzeit, moderne Schulen sowie Chancen in der Nachfolge im Handwerk attraktiver gestaltet werden. Für dieses Herzensanliegen will die Mömlingerin nach München einziehen.
Dr. Helmut Kaltenhauser, FDP, Stimmkreis Aschaffenburg-Ost (Direktkandidat)
Mit den Steuergeldern effizienter und transparenter umgehen – das fordert der 61-Jährige und will sich dafür in der nächsten Wahlperiode einsetzen. „Die bayerische Staatsregierung pumpt so viel Geld in Förderprogramme, ohne genau zu wissen, ob diese Mittel überhaupt sinnvoll abgerufen werden.“ Der Finanz-Experte konnte bereits im Staatshaushalts-Ausschuss reichlich Erfahrung sammeln. Aber auch den Lehrermangel will Kaltenhauser bekämpfen. „Bayern braucht eine starke, liberale Stimme im Landtag.“
Samuel Herrmann SPD, Stimmkreis Miltenberg (Direktkandidat)
Vorsitzender der SPD in Kleinwallstadt und der Jusos im Kreis Miltenberg – jetzt soll es für den Kleinwallstädter in den Landtag nach München gehen. Ein wichtiges Anliegen ist dem 25 Jährigen bezahlbarer Wohnraum. „Nicht nur die Energiekosten steigen, sondern auch die Mietpreise entwickeln sich seit Jahren ständig nach oben.“
Martina Fehlner SPD, Stimmkreis Aschaffenburg-West (Direktkandidatin)
Sie strebt ihre dritte Legislaturperiode im bayerischen Landtag an. Seit 2013 kämpft die Aschaffenburger Sozialdemokratin Martina Fehlner schon in München für die Belange der Aschaffenburger. „Meinem politischen Leitmotiv, nah an den Menschen zu sein, bleibe ich auch weiter konsequent treu.“ Besonders wichtig in ihrer politischen Arbeit sind Fehlner mehr Kita-Personal, mehr Lehrkräfte und mehr Pflegepersonal. „Bei all diesen Themen müssen wir die bestehenden Defizite in Bayern klar aufzeigen.“
Brigitte Heim Freie Wähler, Stimmkreis Aschaffenburg-Ost (Direktkandidatin)
Seit 2014 ist Brigitte Heim Bürgermeisterin der Gemeinde Westerngrund und wurde bei den Kommunalwahlen 2020 mit einem Top-Ergebnis zur Kreisrätin des Kreises Aschaffenburg gewählt – nun will sie in den Münchner Landtag. „Besonders wichtig ist mir die Stärkung von Handwerksbetrieben sowie den regionalen Erzeugern – hier ist besonders der Abbau von bürokratischen Hürden erforderlich.“
Maili Wagner Freie Wähler, Stimmkreis Aschaffenburg-West (Direktkandidatin)
Sie ist Gemeinderätin in Laufach, Kreisrätin im Kreis Aschaffenburg und seit vielen Jahren Lehrerin am Dalberg-Gymnasium. Nun will Maili Wagner von den Freien Wählern als Direktkandidatin für den Stimmkreis Aschaffenburg-West in den Landtag. „Mir ist es wichtig, dass auch Leute mit Lebenserfahrung in München im Landtag sitzen, die wissen, wie es wirklich ist, wenn über mehrere Jahre Beruf und Familie miteinander vereinbart werden müssen" , sagt Wagner. Zu ihren wichtigsten politischen Themen gehören u.a. die digitale Teilhabe vor Ort, der Ausbau von Radwegen und der richtige Umgang mit dem Spessartwald.
Martin Stock CSU, Stimmkreis Miltenberg (Direktkandidat)
Als Nachfolger von Berthold Rüth, zieht Martin Stock für die CSU im Stimmkreis Miltenberg ins Rennen. Seit 2018 ist Stock Bürgermeister von Sulzbach, seit 2020 ist er Mitglied im Miltenberger Kreistag, nun will er die Politik auch auf Landesebene mitgestalten. „Die wirtschaftliche Entwicklung unseres Landkreises, der Industrie, aber auch des Handwerks und der Landwirtschaft sollte stets im Fokus bleiben, aber wir dürfen gerade in einer immer älter werdenden Gesellschaft auch die Verbesserung der medizinischen und pflegerischen Versorgung nicht vergessen und den in Bayern eingeschlagenen Weg zu mehr erneuerbaren Energien konsequent fortsetzen."
Drei Wahlen in Kahl,
Karlstein und Erlenbach
Aber nicht nur die Landtagswahl steht vor der Tür: Vielerorts können die PrimaSonntag-Leser im neuen Jahr auch wieder ihren Bürgermeister wählen. In Erlenbach steht am 2. April das erste Duell ums Rathaus an. Fest steht: Es wird auf jeden Fall ein neuen Bürgermeister geben, denn nach 24 Jahren tritt der CSU-Politiker Michael Berninger nicht mehr an. Um seine Nachfolgen kämpfen Christoph Becker von der CSU und Benjamin Bohlender von der SPD.
Genau drei Monate später wird im PrimaSonntag-Land zweimal gewählt – und zwar in Karlstein und Kahl. In Karlstein hat seit 2017 der FDP Politiker Peter Kreß das Sagen, in Kahl wird es in jedem Fall einen neuen Rathaus-Chef geben. Amtsinhaber Jürgen Seitz von der SPD verabschiedet sich nach 24 Jahren im Amt in den Ruhestand. Seine Sozialdemokraten schicken Julia Fischer ins Rennen, für die CSU kandidiert Udo Hammer und auch die Grünen stellen mit Stephan Pösse einen Kandidaten auf.
DAS ERWARTEN DIE PRIMA-SONNTAG LESER VON DER POLITIK:
„Uns ist besonders wichtig, dass in die Infrastruktur investiert wird. Und bezahlbarer Wohnraum – das muss geregelt werden. Aber ansonsten fühlen wir uns in Haibach sehr wohl.“
„Mich stören vor allem die hohen Preise, das ist eigentlich das Schlimmste. Da hoffe ich wirklich, dass sich da was ändert, das belastet mich schon sehr.“
„Von unserer Politik halte ich aktuell relativ wenig. Besonders stört mich was mit den Kitas passiert, da gibt es zu wenig Unterstützung. Da werden Gruppen zugemacht und Familien dann vor die Wahl gestellt, ob ein Elternteil zuhause bleibt, damit die Betreuung gewährleistet wird.“
„Ich bin seit 65 Jahren verheiratet. Jetzt ist meine Frau krank geworden. Die Stadt Aschaffenburg ist nicht in der Lage, ein Testzentrum, auch für alte Leute, aufzustellen. Das wäre doch auch ein gutes Angebot für alle, die kein Auto haben.“
"Mit der Politik hier in Aschaffenburg bin ich eigentlich zufrieden, die große Politik gefällt mir nicht. Aber es gibt natürlich immer Kleinigkeiten zu verbessern."
„Ich hoffe, dass ich dieses Jahr nicht mein Grundstück verliere. Ich habe in dem Streit auch die Stadt und Teile der Politik hinter mir. Ich hoffe, dass es gut ausgeht.