Bärenstark zum Meistertitel
SCHAAFHEIM (mg.) Die Kulturhalle in Schaafheim war bis auf den letzten Platz gefüllt. 350 Zuschauer drängten sich dicht an dicht auf den Rängen. Die Luft geladen mit Vorfreude und Nervosität. Alles schien möglich - der Titel, der Triumph, aber auch die Enttäuschung. Zwei Mannschaften aus der Region - und ein Ziel: die Meisterschaft in der Ringer-Oberliga. Der ASV Schaafheim gegen Siegfried Kleinostheim II. Das Derby lieferte packende Duelle auf der Matte und ließ die Halle mit jeder Aktion mehr beben. Als der letzte Kampf des Abends anstand, lag etwas in der Luft - eine Ahnung, dass dieser Abend Geschichte schreiben würde.
„Es ist die Last vom letzten halben Jahr abgefallen“, erzählt Jakob Eich. Der Schaafheimer Ringer hat in einem unglaublich spannenden Herzschlagfinale die entscheidenden Punkte zur Oberliga-Meisterschaft eingetütet. Sein Schultersieg gegenüber Quentin Scherer machte die Bachgauer rechnerisch zum Meister - und das, obwohl man vorher hinter dem Konkurrenten stand. „Und dann auch noch gegen Kleinostheim. Die noch in der letzten Sekunde vom Thron zu stoßen - das war ein atemberaubendes Gefühl.“ Mit 21:10 fegten die Bachgau-Bären die Bundesliga-Reserve der Warriors aus der Halle und glichen damit nicht nur punktemäßig aus, sondern sicherten sich auch den direkten Vergleich. Der Abschluss einer (fast) perfekten Saison. In zwölf Kämpfen musste der ASV lediglich zwei Niederlagen hinnehmen - darunter das unglückliche 16:18 im Hinkampf in Kleinostheim. „Ich bekomme Gänsehaut, wenn ich nur darüber nachdenke“, so Maximilian Musel, erster Vorsitzender des ASV, im PrimaSonntag-Interview. „Da sind unzählige Tränen geflossenWir haben gemeinsam als Familie das Abenteuer angenommen und am Ende triumphiert.“
Angriff der Bären
Mit Abenteuer meint Musel, dass man sich vor dieser Saison in Schaafheim vorgenommen hatte, „richtig Gas zu geben“ - inklusive Verstärkungen von außerhalb. Eigentlich setzt man bei den Bären nämlich nur auf Eigengewächse und regionale Athleten. So stieß also vor der Saison der Schwede Johan Euren zum Team. Der Olympia-Dritte von 2012 war in der Hinrunde ein wichtiger Punktesammler für die Schaafheimer und entwickelte sich in kurzer Zeit zu einem Fan-Favoriten. Im Anschluss an das Gipfeltreffen konnte man nicht nur die Meisterschaft feiern, sondern auch die Vertragsverlängerung mit dem Greco-Schwergewicht. Seit über 100 Jahren ist Schaafheim eine Hochburg des Ringkampfsports. Mit der Gründung des AV Schaafheim im Jahr 1910 begann eine Erfolgsgeschichte, die zahlreiche Medaillen, Bundesligajahre und mit Athleten wie Engin Ürün - dreimal deutscher Meister und international erfolgreich - auch weltweite Anerkennung brachte.
Bleiben oder gehen?
Jetzt steht man vor der entscheidenden Frage: Tritt man den Gang in die 2. Bundesliga an? Oder bleibt man doch in der Oberliga? „Der AV Schaafheim hatte es mal in der Bundesliga versucht, viel Geld ausgegeben und dann Insolvenz anmelden müssen. Jetzt müssen wir überlegen, wie es weitergeht und was die Konsequenzen wären“, erklärt Musel. Es würden viele Aspekte mithineinfließen. An erster Stelle natürlich das Finanzielle. „Wir müssen mit Sponsoren sprechen, ob sie das Abenteuer mitgehen.“ Gegen einen Aufstieg spricht laut dem Vorstand auch die regionale Strahlkraft der Oberliga. „Man fährt nach Großostheim und kämpft vor 400 Leuten. Wir können nach Gailbach, gegen die wir in der Vergangenheit immer verrückte Kämpfe hatten, jetzt ist Goldbach wieder zurück - die Oberliga ist aufgrund der vielen Derbys und der Nähe vor allem attraktiv. „In der 2.Bundesliga muss man aktuell nach Lübtheen fahren - das ist an der Ostsee. Da können dann keine Fans mit und der ASV Schaafheim steht auch eben für seine Stimmung in der Halle. Und das würde dann eventuell verlorengehen.“ Genauso würde es wahrscheinlich auch mit dem Kader aussehen. „Wenn wir wirklich oben mitringen wollen, stellt sich die Frage, wie viele eigene Leute du da gefühlt vor die Tür setzen musst, um mit auswärtigen Sportlern aufzufüllen. Die Frage ist, ob es das wert ist, das alles zu verlieren.“