Auch bei den Kunden fließen Tränen
MESPELBRUNN (ps). Kurt und Cornelia Spatz können es noch gar nicht richtig fassen: Sie müssen ihren mit so viel Liebe geführten Familienbetrieb endgültig schließen. Der Grund: Es hat sich einfach niemand mehr gefunden, der die beiden hinter der Theke ihrer traditionsreichen Metzgerei unterstützt. Und das trotz intensiver Suche und Bangen bis zur letzten Minute.
„Wir schließen nur, weil wir keine Arbeitskräfte kriegen“, stellt Kurt Spatz klar. Dem erfahrenen Fleischermeister ist anzusehen, wie schwer es ihm fällt, über die Situation zu sprechen. „Wir wollten nicht schließen. Im August hätte der Familienbetrieb sein 75-jähriges Jubiläum gefeiert. Ich hätte mir niemals vorstellen können, dass ich heute das letzte Mal in der Waschküche gestanden habe.“ 40 Jahre lang haben er und seine Frau den Betrieb weitergeführt, den sein Vater im Jahr 1949 gegründet hat. Auch ihr Sohn Marcel unterstützt die beiden, er wurde an der Akademie des Fleischerhandwerks in Augsburg ausgebildet und hat die Meisterprüfung mit Auszeichnung gemacht. Die Metzgerei jetzt zu schließen, tut der Familie sichtlich weh.
Erfolglose Suche
„Wir haben intensiv nach Arbeitskräften gesucht. Meine Bekannten hatten es in ihrem Status, es war auf Facebook, ich habe übers Arbeitsamt versucht, jemanden zu bekommen. Bis letzte Woche haben wir gewartet. Dann habe ich meinen Mann gefragt, was wir jetzt machen“, so Cornelia. In ihren Augen spiegelt sich ihre Trauer wider. Sie hätte gerne noch einen halben Monat aufgelassen. „Er hat gesagt, dass jetzt Schluss ist. Ich hab wirklich bis Freitag vor einer Woche gewartet, weil ich dachte, das kann nicht sein.“ Niemand hat sich gemeldet, die Arbeit hinter der Theke von morgens bis abends war für Cornelia allein auf Dauer zu viel. Kurt Spatz blickt gerne auf die Zeit zurück. „Es war eine wunderschöne Zeit. Ich habe meinen Beruf sehr gerne gemacht.“ Das Verhältnis zu den Kunden war sehr gut, fast freundschaftlich. „Auch bei ihnen gab es Tränen. Ich habe mich jeden Tag darauf gefreut, runterzugehen und ihnen das Beste zu geben, was ich bieten kann“, so Cornelia Spatz. „Unsere Produkte sind wirklich toll. Wir haben unser eigenes Rindfleisch.“ Die Familie hat zusätzlich zum Metzgerbetrieb eine Bio-Rinderzucht aufgebaut, seit 1990 züchtet sie Deutsch-Angus-Rinder. Seit der Kündigung ihrer Verkäuferin im September hat Cornelia die ganze Arbeit hinter der Theke alleine gemacht. „Ich muss sagen, dass ich mich die letzten Wochen, in denen ich alleine war, immer gefragt habe: Wie schaffst du das heute?“ Für Familie Spatz und ihre Kunden geht mit der Schließung der traditionsreichen Metzgerei eine Ära zu Ende. Was bleibt, sind die vielen Erinnerungen an all die schönen Jahre, in denen sie ihren Kunden etwas Gutes tun konnten.