Aschaffenburgerin kämpft um ihr Zuhause
ASCHAFFENBURG-NILKHEIM (mg). Ein kleines Häuschen, idyllisch gelegen am Park Schönbusch, wird zum Symbol eines traurigen Schicksals. Katrin Oels (59), seit einem schweren Unfall im Jahr 2022 an den Rollstuhl gebunden, kämpft verzweifelt um den Erhalt ihres Hauses. 1949 erbaut, steht es heute kurz vor dem Abriss - und das, obwohl es für Katrin der einzige Rückzugsort nach dem Verlust ihrer Mobilität ist.
„Das Haus sollte mein Alterswohnsitz werden“, erklärt die Aschaffenburgerin. Doch aufgrund bürokratischer Fehler droht nun das Ende. Katrin verließ 2018 Aschaffenburg, um ihre pflegebedürftigen Eltern in Norddeutschland zu unterstützen. Diese notwendige Abwesenheit wurde ihr jedoch zum Verhängnis: Katrin vermietete ihr Haus für diese Zeit, die Stadt wertete das als endgültigen Auszug, was schließlich zu einer Abrissverfügung führte. Denn: Das Haus im Schönbusch gilt als „ungenehmigte bauliche Anlage“, wie die Stadt mitteilt: „Unter bestimmten Rahmenbedingungen wird den Eigentümern die Möglichkeit eingeräumt, ihre ungenehmigte bauliche Anlage weiter zu nutzen. Bedingung ist allerdings, dass die Nutzung durch die Eigentümer selbst erfolgt.“ Trotz Unterstützung durch Nachbarn, Freunde und sogar einiger Stadträte bleiben die Fronten verhärtet. Ihre Nachbarin Katharina Müller-Hugo hat eine Online-Petition ins Leben gerufen. „Es kann nicht sein, dass eine Frau, die nach einem schweren Unfall ohnehin schon alles verloren hat, jetzt auch noch ihr Zuhause verliert“, so Müller-Hugo. Stadträtin Leonie Kapperer versuchte bereits mehrfach ihre Kollegen vom Gegenteil zu überzeugen, doch zwei Eilanträge zur Rettung des Hauses wurden abgelehnt und der geplante Abriss am 31. Oktober rückt immer näher.
Sorge um das Biotop
Auch der Aschaffenburger Influencer Sascha Hoyer, der sich für den Schutz von Wasserlebewesen einsetzt, hat Katrin unterstützt. Erst kürzlich setzte er einen Koi in den Teich auf Katrins Anwesen ein. „Ohne sie wird das Biotop nicht mehr gepflegt und die vielen Tiere werden ihrem Schicksal überlassen“, erklärt Hoyer. Er besuchte Katrin in Valencia, wo sie derzeit bei Freunden lebt und aufgrund ihres Rollstuhls mit ihrem Hund und ihren fünf Katzen festsitzt. Der Teich selbst soll bestehen bleiben und die Verantwortung für dessen Pflege auch bei Katrin. Sie selbst zeigt sich verzweifelt: „Ich habe mich gefragt, wie die Stadt überhaupt darauf kommt, ein Wohnhaus abzureißen. Es ist behindertengerecht und ebenerdig, genau das, was ich nach meinem Unfall brauche. Wenn ich das Haus verliere, wäre ich obdachlos.“
Siegt die Gerechtigkeit?
Trotz dieser persönlichen Tragödie bleibt die Stadt Aschaffenburg hart. In einer Stellungnahme betonte die Verwaltung, dass sie nach geltendem Recht handle. Das Häuschen liegt als ungenehmigte bauliche Anlage im Landschaftsschutzgebiet - der Abriss muss nach geltendem Recht vollzogen werden. Seit Jahren kämpft die Stadt gegen Schwarzbauten im Außenbereich - und auch Katrins Häuschen ist davon betroffen. Die Vermietung des Hauses während Katrins Abwesenheit sei ein Verstoß gegen die Vereinbarungen zur Nutzung des Grundstücks im Außenbereich. „Wenn die Stadt nun in diesem Fall von den Vorgaben abweichen würde, entwertet dies die Vereinbarungen mit anderen Grundstückseigentümern“, heißt es. Während der Abriss droht, hoffen Katrin und ihre Unterstützer weiterhin auf eine Lösung. „Ich wünsche mir Gerechtigkeit!“, sagt Katrin. Doch ob dies reicht, um die Bürokratie zu besiegen, bleibt offen. Einige Nachbarn machen sich jetzt auch Gedanken um ihre Zukunft. Gerüchten zufolge bestehen schon länger Pläne zur Neubebauung. „Ich denke, die Geschichte wird noch weitergehen“, so Katrin Oehls.