Aschaffenburger Fahrgäste bleiben auf der Strecke
ASCHAFFENBURG/KLEINOSTHEIM (ok). Egal, wo man sich umhört - auf zufriedene Bahnkunden trifft man sehr selten. Und auch bei uns macht dieser Bahnsinn nicht halt: Seit Monaten darf die Hessische Landesbahn mit der RB 58 nicht nach Laufach fahren. Die Züge müssen vor dem Aschaffenburger Bahnhof, in Kleinostheim, wenden. Das sorgt für Unmut bei den Fahrgästen. Der 30 Minuten-Takt zwischen Aschaffenburg und Hanau ist unterbrochen. Außerdem können die Aschaffenburger mit dem Regionalverkehr nicht mehr umsteigefrei zum Frankfurter Flughafen fahren. Das sorgt nicht nur für mehr Stress bei den Fahrgästen, sondern auch für vollere Züge. Das Problem ist wie so oft: Personalmangel. Die Bahn hatte erst versichert, dass dieser Engpass im Stellwerk Aschaffenburg Hbf bis zum Fahrplanwechsel am 14. Dezember beseitigt werden kann. Jetzt lenkt man auf Nachfrage ein und sagt uns, dieses Problem werde es noch bis Mitte nächsten Jahres geben.
Was ist das Problem mit dem Stellwerk?
Schon seit Monaten gibt es auf dem Aschaffenburger Stellwerk zu wenige Fahrdienstleiter, das sind die Leute, die Weichen und Signale für die Züge stellen. Da in Deutschland genau geregelt ist, wie viele Züge ein Fahrdienstleiter pro Stunde abfertigen darf, kommt das Stellwerk an seine Grenzen, wenn weniger Fahrdienstleiter da sind. Das führt dazu, dass nicht alle Züge den Bahnhof ansteuern können. Und mit vier bis fünf Personenzügen pro Stunde und einigen Güterzügen aus und in Richtung Kleinostheim ist der Bahnhof zurzeit voll ausgelastet. Seit diesen Teilausfällen verschlechtert sich die Situation der Fahrgäste auf der gesamten Strecke drastisch. Denn die Züge der Deutschen Bahn müssen jetzt deutlich mehr Fahrgäste mitnehmen. Dafür sind sie aber nicht gebaut. „Die Züge des Main-Spessart-Express, die als einziges noch fahren, sind sowieso schon überlastet. Es gibt relativ geringe Kapazitäten auf der Strecke mit den […] Zügen, die dort nur mit vier Doppelstockwagen verkehren“, sagt Phillpp Loth vom Fahrgastverband „PRO BAHN“. Eigentlich sollen die Züge des RE 54/55 in den Stoßzeiten immer mit acht Wagen unterwegs sein. Das ist aber selten der Fall, wie uns eine Zugbegleiterin erzählte, haben die eingesetzten Züge oft technische Probleme. Außerdem gibt es, so Loth, Probleme mit den Halten, die nur von der HLB bedient werden. Um zum Beispiel von Aschaffenburg nach Großkrotzenburg oder Großauheim zu kommen, müssen die Reisenden einen halbstündigen Umstieg in Kleinostheim in Kauf nehmen.
Ärger auch in Miltenberg
Die Hessische Landesbahn ist neben den Fahrgästen schon seit Beginn die Leidtragende. Deswegen gab es auch schon Pläne, die Bahn deswegen zu verklagen. Sabrina Walter, Pressesprecherin bei der HLB, sagte, dass ein solcher Prozess nichts an der Situation ändern würde. Man suche eher „konstruktive Verhandlungen“ mit der Bahn. Bei diesen geht es nicht darum, dass die RB 58 wieder bis Laufach fahren kann, sondern mehr um die Finanzierung, weil durch die Ausfälle ja Schäden entstehen. Und nicht nur der HLB macht dieses Stellwerk Probleme: Auch die Westfrankenbahn darf aus Miltenberg kommend nicht mit jedem Zug nach Aschaffenburg fahren. Die anderen Züge enden in Kleinwallstadt. Laut Jens-Marco Scherf, Landrat vom Landkreis Miltenberg, gibt es deswegen sogar weniger Berufsschulklassen. Da dieses Problem jetzt offensichtlich länger andauern soll, denkt man darüber nach, den Schienenersatzverkehr (SEV) zwischen Kleinostheim und Aschaffenburg zu verbessern, der ja im Moment mehrere Hundert Meter von Bahnhof entfernt abfährt. Phillpp Loth, sagte außerdem, dass sich der Fahrgastverband dafür einsetzen möchte, mehr Pläne über die genauen Standorte der SEV-Haltestellen an den Bahnsteigen auszuhängen.
Das sagen Reisende am Aschaffenburger Hbf:
Anita Weikert aus Mömlingen:
„Das ist leider überall so. Ich wohne in Mömlingen. Da geht am Wochenende fast gar nichts. Das ist für mich unmöglich, weil ich oft mit dem ICE nach Nürnberg fahre. Der fährt zwar stündlich, aber ich muss erstmal hier her kommen.“
Hildegard Schönnenbeck aus Aschaffenburg:
„Die großen Städte müssen wirklich schnell erreichbar sein, damit wir Lust haben, mit dem Zug zu fahren. Die Züge sind sehr voll. Wir mussten teilweise aussteigen, weil die sagten, sie können nicht weiterfahren wegen zu vielen Fahrgästen.“
Claudia Palmen aus Schweinheim:
„Viele aus unserem Freundeskreis pendeln. Die steigen mittlerweile auf das Auto um, weil der Takt auf dieser Verbindung nicht mehr ausreicht, um pünktlich zur Arbeit zu kommen. Die Bahn kann ja nicht mal fünf Minuten vorher eine genaue Abfahrtszeit prognostizieren. Das ist eigentlich inakzeptabel.“
Herbert Luckey aus Mainflingen
„Ich fahre nicht sehr oft, aber wenn die Bahn so schlecht ist, werde ich auch nicht öfter fahren.“
Horst Keller aus Glattbach
„Ich finde es unmöglich. Wenn wir zum Beispiel von Frankfurt hier her fahren, kommt es in letzter Zeit leider öfters vor, dass man dann irgendwo in Hanau steht und keinen Anschluss hat. Schauen Sie sich die Bahnsteige an. Ich denke, wir werden gleich im Zug stehen müssen.“