„Dirk war neidisch auf meine Athletik“
ASCHAFFENBURG/MÜNCHEN (jm). Bereits seit einigen Jahren sind US-amerikanische Sportarten auch bei uns auf dem Vormarsch, mit dabei vor allem der Basketball. Einer, der ein entscheidendes Stück deutscher Basketballgeschichte miterlebt hat, ist Demond Greene. In PrimaSonntag spricht der Aschaffenburger über seinen Werdegang, seine Ziele und sein Verhältnis zur Legende Dirk Nowitzki.
Der Sohn eines amerikanischen Vaters und einer deutschen Mutter wurde in Texas geboren und kam im Alter von einem Jahr nach Aschaffenburg. „Meine Leidenschaft für Basketball kam relativ spät“, erinnert sich Greene. Nach Erfolgen mit der Schulmannschaft der Pestalozzischule wurden erstmals Trainer auf ihn aufmerksam. „Ich wurde zum Training beim TuS Aschaffenburg-Damm mitgenommen und es hat mir einfach Spaß gemacht. Da war ich etwa 15.“ Nach zwei Jahren wurde Greene dann zum Probetraining nach Würzburg eingeladen. „Mir hat da schon noch vieles gefehlt, aber mit meiner Athletik konnte ich Akzente setzen.“ Dort spielte der 1, 85 Meter große Shooting-Guard mit keinem Geringeren als Dirk Nowitzki zusammen. „Unsere Beziehung wurde relativ schnell freundschaftlich“, berichtet der 44-Jährige. „Er war sehr angetan von meiner Athletik und meinte immer: Ey, ich würde sofort mit dir tauschen.“ Gerade in der Anfangszeit hat die Nowitzki Familie Greene sehr unter die Arme gegriffen. „Sie haben mir geholfen, in Würzburg eine Ausbildungsstelle als Industriemechaniker zu finden. Anfangs wohnte ich auch in der Mietwohnung seiner Oma. Das Verhältnis war sehr eng und gut.“
Silber mit Deutschland
Nach drei Jahren zog es den Aschaffenburger dann weiter zu Bayer Leverkusen. „Das war sozusagen der richtige Start meiner professionellen Basketball-Karriere“, erzählt Greene. „Dort konnte ich alles, was ich gelernt habe, drei Jahre lang voll ausleben.“ Demond Greene wurde einer der besten Werfer in der ersten Liga und spielte sich auch in der Nationalmannschaft fest. Die Krönung war die Europameisterschaft 2005: „Das war für mich natürlich ein absolutes Highlight. Alleine, dass ich mit so gestandenen Spielern zusammen gespielt habe.“ Nach einer schwachen Vorbereitung und dem Beinahe-Aus in der Vorrunde zeigten die Deutschen eine krasse Entwicklung und holten als völliger Underdog die Silbermedaille - mit dabei natürlich Kumpel Dirk. „Dabei zu sein war großartig für mich.“ Ein Jahr später bei der Weltmeisterschaft setzte er dann ein weiteres Highlight. Im Viertelfinale gelang ihm ein sehenswerter Block gegen US-Star Dwyane Wade. „Der Moment war richtig geil.“
„USA nie ein Thema“
Über die Stationen Alba Berlin und Brose Bamberg wagte Greene dann den Schritt ins Ausland zum griechischen Klub Olympia Larisa. Mit dem Gedanken, Richtung USA zu wechseln, habe er allerdings nie wirklich gespielt. Zwar habe ihm bei einem Trainingscamp in Aschaffenburg mal ein Scout vom Boston College seine Karte gegeben, „da habe ich mich allerdings nie gemeldet.“ 2010 wechselte Greene zu Bayern München. Dort zog sich der 44-Jährige allerdings schon zu Beginn einen Achillessehnenriss zu. Nach einem komplizierten Sprunggelenksbruch war das die zweite schwere Verletzung in seiner Karriere. „Es war sehr frustrierend. Im ersten Moment denkt man: Weltuntergang!“
Ziel: Cheftrainer
In München ließ Greene seine Karriere ausklingen und stand immer weniger auf dem Feld. In den letzten Sekunden seiner aktiven Karriere gewann er schließlich seine erste und einzige deutsche Meisterschaft. „Ich hatte körperlich schon große Probleme und wollte dann Platz für jüngere Spieler machen.“ In den Folgejahren blieb der Aschaffenburger den Münchnern treu und machte seine ersten Schritte als Trainer. Nach Stationen in der Jugend und zweiten Mannschaft steht er seit 2020 als Co-Trainer an der Seitenlinie. „Ich will weiterhin viel lernen. Natürlich ist das Ziel irgendwann, Cheftrainer zu sein, aber ich lasse mich da einfach treiben.“ Die Verbindung zu Aschaffenburg ist nach wie vor sehr groß. „Meine Mutter und ein sehr guter Freund wohnen noch dort.“ Für wirkliche Besuche hat in den letzten Jahren allerdings leider die Zeit gefehlt. „Meist war es nur ein schnelles Mittagessen mit der Mutter.“