Asbestabfälle in Miltenberger Vereinshaus
MILTENBERG (mag). In Miltenberg hat ein Asbest-Bodenbelag einen heftigen Streit ausgelöst. Beteiligt an dem Konflikt sind ein sozialer Kampfsportverein und die Vermieter, eine alteingesessene Miltenberger Familie. Leidtragende sind nicht nur Kinder des Vereins, sondern auch die Tanzschule Alisch. Mittlerweile sind Polizei und Staatsanwaltschaft eingeschaltet. Es geht um illegale Abfallbeseitigung und Körperverletzung.
Was war geschehen? Die Kindertrainerin des Miltenberger Zentrums für Selbstverteidigung und Gesundheit, Menel Tajouri, hatte den Fußboden in den angemieteten Räumlichkeiten rausgerissen. „Mit Erlaubnis des Vermieters“, wie die 39-Jährige sagt. Dabei kam der Verdacht auf, dass die alten PVC-Platten asbestbelastet sein könnten. Ein Gutachter bestätigte das später. Doch Tajouri hatte nur eine FFP2-Maske beim Rausreißen getragen und seitdem Angst, die Asbestfasern eingeatmet zu haben. Diese Fasern können für eine Verklebung der Lunge sorgen (die sogenannte Asbestose) oder sogar Krebs erregen. Allerdings meistens nur bei langer Belastung, so ein Lungen-Professor aus Oeynhausen zu PrimaSonntag. Er habe noch nie Patienten mit Asbestose gehabt, die nur einmal kurz Staub eingeatmet haben. Trotzdem ist vorgeschrieben, dass asbesthaltiges Material nur mit Schutzkleidung und FFP3-Maske beseitigt werden darf. Die Entsorgung des Materials und die Dekontamination der Räume müssen ebenfalls fachgerecht erfolgen. Das geht ganz schön ins Geld. Geld, was sich die Vermieter sparen wollten, so Tajouris Vermutung, und hat sie angezeigt wegen illegaler Abfallbeseitigung. Und wegen Körperverletzung, denn die 39-Jährige beschuldigt die Vermieter, vom Asbest gewusst zu haben.
Schon länger Zoff mit den Kampfsportlern
Die Vermieterin wiederum erzählt eine ganz andere Version der Geschichte. Ihr zufolge hat sie der Entfernung der Bodenbeläge niemals zugestimmt und auch von der Asbest-Belastung keinen blassen Schimmer gehabt. „Wir haben das Material dann aber ordnungsgemäß auf der Deponie Guggenberg entsorgt,“ so die Vermieterin zu PrimaSonntag. Sie will ihren Namen nicht der Zeitung lesen, weil sie um ihren guten Ruf fürchtet. Die Polizei hat die Ermittlungen wegen illegaler Abfallbeseitigung inzwischen eingestellt. Trotzdem gibt es weiter Zoff. Und das auch schon länger, sagt die Vermieterin. „Wir haben die Immobilie vor mehr als zehn Jahren gekauft und 2018 für den neuen Mieter, den Kampfsportverein, extra Heizungsrohre ins Obergeschoß ziehen lassen“, erzählt sie uns. Der Verein habe aber nach Vertragsunterzeichnung (eine Spottmiete, wie sie betont) weitere Forderungen gestellt und versucht, diese auch vor Gericht einzuklagen. Doch der Richter habe sie abblitzen lassen. „Seitdem haben wir Hausverbot in unserer eigenen Immobilie.“
Mit Räumungsklage gedroht
Das Zerwürfnis zwischen Mieter und Vermieter ist riesengroß, und dadurch haben jetzt auch andere den Schaden: Die Tanzschule Alisch. Sie ist nämlich Mieter im Erdgeschoß. „Wir hatten nach der Asbest-Sache erstmal alle Kurseinheiten gestoppt und sind in andere Räumlichkeiten ausgewichen“, so Tobias Turhan, Alisch-Geschäftsführer. Das Gutachten von renommierten Sachverständigen aus Frankfurt wies zwar keine Asbest-Belastung der Alisch-Räume nach. Doch Eltern zweifeln das an. Turhan wollte nun sichergehen und hat deshalb den Tanzunterricht bis zu den Sommerferien wieder woandershin verlegt. Ende Juli soll nun eine Asbest-Sanierung folgen. Die Vermieter haben nun endgültig genug von den Kampfsportlern und haben diesem ein Kündigungsschreiben zukommen lassen. Sie drohen auch mit einer Räumungsklage. Vereinschef Kerim Erdem wiederum fürchtet um die Existenz seines sozialen Selbstverteidigungsclubs. „Andere Räumlichkeiten zu finden, ist nahezu unmöglich“, sagt er. Übergangsweise dürfen die Kids beim Miltenberger Hochzeitsveranstalter Klas Deluxe trainieren. Doch das ist keine Dauerlösung. Erdem will unbedingt in das Gebäude zurück, wenn es asbestsaniert ist. Ob das klappt, ist offen.