Von Parksündern, Parkplatzfrust und vollen Kassen im Ordnungsamt

ASCHAFFENBURG/MILTENBERG (mg). In unseren Städten herrscht regelmäßig Parkchaos. Hohe Strafen fürs Falschparken, verwirrende Apps und fehlende Parkmöglichkeiten für Anwohner und Besucher. Zwischen positiven Rückmeldungen zu digitalen Systemen und kritischen Stimmen zu teuren Knöllchen zeigt sich: Es gibt viele Perspektiven - und diese möchten gehört werden. Wir versuchen, das Chaos etwas zu entwirren.
Ganz ohne Schranke kommt man seit fast vier Jahren in Miltenberg aus. Hier wurde ein modernes Parksystem eingeführt, dass auf digitale Lösungen setzt. Die Parkzeiten werden nicht mehr nur klassisch über Automaten geregelt - stattdessen läuft vieles über Apps und automatische Kennzeichenerkennung. Ilona Wörner, Inhaberin der Piazza Solona in Miltenberg, berichtet von ihren Erfahrungen: „Die Kunden hier sind sehr zufrieden und wir natürlich auch. Eine Stunde kostenfrei parken, damit kann jeder glücklich und zufrieden sein. Mit der App kenne ich mich persönlich jetzt nicht so aus.“ Beim ersten Parken ist es nicht immer leicht, die ganzen Neuerungen zu durchblicken, so auch Mathias Klink aus Miltenberg: „Ich bin hier das erste Mal reingefahren und die Information habe ich nicht gesehen. Die freundliche Bedienung hier hat mich dann aufgeklärt, wie das zu laufen hat. Ansonsten hilflos. Beim Reinfahren geht das alles viel zu schnell.“
Parken mit
dem Handy
In Aschaffenburg greift man gerne auf die Parkhäuser zurück - nicht wirklich günstig, aber man findet meistens einen Platz. So berichtet auch Leserin Conni Zimmer aus Pflaumheim: „Ich finde die Parksituation soweit ok, weil ich mich traue ins Parkhaus zu fahren, was andere nicht tun. Nur ist das Parken recht teuer geworden.“ Auch Horst Nausch aus Aschaffenburg findet, das Parken sehr teuer geworden ist: „Die Parkgebühren wurden sehr sehr drastisch erhöht, also vier Euro für zwei Stunden ist einfach zu hoch. Seitdem lassen wir unser Auto stehen und kommen auch viel seltener in die Stadt. Und ansonsten ist Aschaffenburg jetzt auch keine autofreundliche Stadt. Die Kaufkraft fließt schon sehr von Aschaffenburg weg.“ Außerhalb der Parkhäuser setzt man bereits seit 2019 auf das „PayByPhone“-System. Per Smartphone-App lassen sich Parkzeiten flexibel buchen und verlängern - so lässt es sich in Ruhe bummeln. Hierfür können Sie zum Beispiel die App „Parkster“ nutzen.
Mangel an
Bewohnerparkplätzen
Das es in Aschaffenburg an Parkmöglichkeiten für Anwohner mangelt, ist kein Geheimnis. Zwar lässt sich über das Rathaus recht günstig, für eine Jahresgebühr von 30 Euro, ein Anwohnerparkausweis beantragen - allerdings muss man erstmal einen freien Parkplatz finden. So berichten auch Pia und Elisa aus Aschaffenburg: „Gerade nach Feierabend ist es manchmal schwierig. Es gibt auf jeden Fall zu wenige Parkplätze. Wir haben zum Beispiel auf der einen Straßenseite Bewohnerparkplätze und auf der anderen Seite Halteverbot. Aber wenn man abends nach Hause kommt und nichts mehr findet, stellt man sich da gerne hin. Die Stadt ist dann Samstagsmorgens um 8 Uhr da und verteilt Strafzettel. Gerade abends will man ja auch keine langen Strecken mehr von Parkplätzen nach Hause laufen.“ Mit diesem Problem stehen die beiden nicht alleine da - auch Barbara Grauel aus Aschaffenburg bemängelt die aktuelle Parksituation: „Ich habe den Eindruck, dass die Stadt Aschaffenburg immer mehr Parkplätze wegnimmt, auch für Auswärtige, die hierherkommen sollen. Auf der einen Seite soll Aschaffenburg attraktiv sein, auch für Touristen und Besucher - auf der anderen Seite wird es denen aber mega schwer gemacht, hier einen Platz zu finden. Gerade wenn‘s um Veranstaltungen geht wie Volksfest oder Wochenmarkt.“
Gezielte Abzocke
zu Veranstaltungen?
Zu Veranstaltungen wie dem Volksfest oder dem Markt auf dem Schlossplatz spitzt sich die Parksituation zu. Häufig sieht man zu solchen Zeiten das Ordnungsamt kontrollieren. „Ich war bei einer Veranstaltung in der Linde MH Arena, im Parkhaus war nichts mehr frei, also parkte ich auf dem Grünstreifen davor - und bekam einen Strafzettel von 55 Euro. Man bekommt fast das Gefühl, als würde das Ordnungsamt nur darauf warten, sie zu verteilen. Meiner Meinung nach sollte so ein Knöllchen maximal 30 Euro kosten!“, so Jasmin M. aus Hösbach. Auch Angelika M. aus Aschaffenburg sind die gehäuften Kontrollen zu Veranstaltungen aufgefallen: „Ich habe letztes Jahr beim Aschaffenburger Volksfest an der Eissporthalle geparkt, weil weit und breit sonst kein Parkplatz mehr frei war. Schule war vorbei, die Eissporthalle geschlossen. Ich habe niemandem im Weg gestanden. Man gibt auf dem Fest sowieso schon eine Menge Geld aus. Ich gehe doch davon aus, dass die Stadt möchte, dass man das Volksfest besucht und sie auch weiß, dass an einem Familiennachmittag dort die Hölle los ist. Wenn ich dann zurückkomme und einen 55 Euro-Strafzettel an der Scheibe habe und unzählige Autos neben mir auch, dann kann ich nicht glauben, dass die Stadt nicht mit Absicht an so einem Tag den Leuten das Geld aus der Tasche ziehen will.“
Stadt verteidigt
Kontrollen
Das behauptet allerdings das Ordnungsamt: „Die vermehrten Kontrollen während des Volkfestes entsprangen keinem Kalkül, sondern wurden zum einen aufgrund massiver Beschwerden von Seiten der Bürgerschaft und von Volkfestbesucher*innen durchgeführt. So wurde während des Volksfests die kleine Schönbuschallee von vielen Autofahrern widerrechtlich als Ausweichparkplatz genutzt, obwohl sie ein Fuß- und Radweg ist. Dies führte zu erheblichen Behinderungen und Gefährdungen für Radfahrer und Fußgänger. Zum anderen hat die Stadt während des Volksfests den besonderen Fokus der Kontrollen auf die Stadtbadstraße gelegt, da dort der Ausweichparkplatz für die Busse während ihrer Pausenzeiten war, so lange der Regionale Omnibusbahnhof saniert wurde“, erklärt Pressesprecherin Mailin Seidel. Die 55 Euro Strafe sei im Bußgeldkatalog so festgelegt. Taraneh Ghassemi-Keller aus Feldkahl bringt einen Vorschlag für genau diese Spitzenzeiten ein: „Aus meiner Sicht wäre es fairer in der Zeit, zu der Feste, wie das Volksfest stattfindet, einen Ausweichplatz zur Verfügung zu stellen oder man macht einen Shuttlebus vom Schönbusch Parkplatz zum Beispiel.“
Mit Beschwerden zum Arzt -
mit Strafzettel nachhause
Auch andernorts muss man sich erstmal mit neuen Parksystemen zurechtfinden. Ein Arztbesuch in Wasserlos zum Beispiel kann schnell teuer werden, wenn man vergisst, an der Anmeldung sein Kennzeichen einzutragen. Eine halbe Stunde darf man kostenlos parken. Alles darüber hinaus wird ohne Anmeldung teuer - so berichtet uns eine Leserin über ihren Strafzettel in Höhe von 39,90 Euro. Unser Tipp: Auch wenn die Zahlungsaufforderung schon im Briefkasten ist, lässt sich die teure Strafe noch abwenden. Auf Nachfrage bei dem Parkplatzbewirtschafter, die fair parken GmbH, hieß es, dass die Arztpraxen eine Software zur Verfügung bekommen haben, über die sich direkt in der Arztpraxis auch nachträglich der Strafzettel löschen lässt.
Gut zu wissen: E-Autos parken in Bayern kostenlos
Ab April dürfen E-Autos in Bayern bis zu drei Stunden kostenlos parken, das soll die Elektromobilität in unserer Region zusätzlich fördern. Es wird von Aschaffenburger Ordnungsamt aber ausdrücklich darauf hingewiesen, dass die Kostenbefreiung nur für öffentliche Parkflächen gilt. Bei Zweifel beachten Sie am besten den Aushang am Parkautomaten. Ist ein freier Parkplatz gefunden, reicht es dann, statt Parkticket eine Parkscheibe hinter die Windschutzscheibe zu legen. „Die Höchstparkdauer muss natürlich nach wie beachtet werden“, so das Ordnungsamt